Katholischer Ökumeniker: Bei der Bibelauslegung gibt es keine Trennung mehr
Der katholische Theologe Wolfgang Thönissen (Paderborn) hat den Kirchen eine gemeinsame Ausbildung ihres Pfarrernachwuchses vorgeschlagen. Es gelte, die Konsequenzen zu ziehen aus der Annäherung vor allem bei der Auslegung der Bibel, sagte Thönissen dem Newsletter des Deutschen Predigtpreises. "Wir reden nicht mehr von evangelischer oder katholischer Bibelexegese", erklärte der Theologe. "Die kritische Auseinandersetzung mit den Jesusbüchern des Papstes etwa kennt keine Konfessionsgrenzen." Nun sollten die theologischen Fakultäten beider Konfessionen gemeinsame Ausbildungseinheiten entwickeln: "Das würde eine Brücke bauen, auf der wir uns weiter verständigen können." Man müsse die Fakultäten aber dazu motivieren. ...
Thönissen warnte die Kirchen davor, sich gegeneinander zu profilieren. So bezeichne sich die evangelische Kirche gern als "Kirche der Freiheit". Der Theologe hält dagegen: "Da fragt man sich: Was ist das Gegenüber? Etwa die Kirche der Unfreiheit? Da landen wir bei Diffamierungen". Er schlägt stattdessen vor, die evangelische "Kirche des Wortes" und die katholische "Kirche des sakramentalen Handelns" zu nennen. Das zeige ihre Schwerpunkte und Defizite: "Wort und Sakrament gehören zusammen, deshalb müssen sich beide aufeinander zu bewegen." Thönissen ist in Paderborn Professor für Ökumenische Theologie und leitet dort das katholische Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik.
Quelle: predigtpreis.de (28. Januar 2013)
|