Textversion
Kirche Theologie Schriften Religionen Themen Downloads Service Skurriles Suchen
Startseite Service Bücher Buchempfehlungen

Service


CORONA-TIPPS Bücher Podcasts Software Veranstaltungen Jobangebote Suchmaschinen NEWSletter-Archiv RSS-News Über uns Preisrätsel

Buchempfehlungen Zu Advent, Weihnachten, Neujahr Bücher für das WWW Verlage Antiquariate Zeitschriften

Sitemap NEWSletter LINK-Hinweis Disclaimer Datenschutzerklärung Impressum Kontakt Über uns

Bering, D.: War Luther Antisemit?

„So hat sich Luther das nicht vorgestellt“, unter diesem Titel schrieb Christian Geyer, Redakteur bei der FAZ, am 18.11.2014, einen großen Artikel zum Reformationsjubiläum 2017. Man kann dies auf die vielen Lutherjubiläen beziehen, die seit dem 19.Jahrhundert gefeiert werden. Und vor allem sind diese Worte auf Vieles zu beziehen, was sich nach Luther entwickelte; auch auf das Schicksal der Juden weltweit, in Europa und besonders in Deutschland? Luther predigte drei Tage vor seinem Tod antijüdisch (S.149f) Dass das nicht immer so war und vor allem, in welcher judenfeindlichen Zeit Luther lebte (das Relief einer Judensau an der Wittenberger Stadtkirche gab es seit ungefähr 1305 [S.70]), das zeichnet der Kölner Historiker und Sprachforscher Bering akribisch nach, indem er extensiv Luther selber befragt, dann aber auch Ergebnisse der Lutherforschung und Quellenmaterial einbezieht. 749 Anmerkungen belegen seine Untersuchung; 14,5 eng bedruckte Seiten umfasst das Literaturverzeichnis!

Einerseits ist Luther laut Bering (vgl. http://www.wdr5.de/sendungen/neugiergenuegt/redezeit/ditzbering100.html) durchaus „Sympathisant der Juden“, so eine Überschrift. Aber eben auch und vor allem „der Gewalt predigende Judenfeind“, so eine andere Überschrift. Nachdem Bering schon im Eingangsteil Antisemitismus definiert hatte, gibt er S. 156-167 seine sehr bedächtige, ausgewogene Antwort: Ja, Luther dachte, redete und schrieb antisemitisch. Aber das ist nicht der ganze Luther. Und: es gibt „keine Aufrufe oder Vorschläge zur massenhaften Ermordung der Juden“ (S. 166) „Man kann Luther also nicht als Antisemit [im Sinne des 20. Jahrhunderts] bezeichnen“(S. 165).

Im dritten, entscheidenden Teil versucht Bering unter Einführung der neuen Begriffe Kontrastverschärfung und -betonung im Rückgriff auf literarische Beispiele, biologische Erkenntnisse und den „Kronzeuge[n] Freud“ (S. 181) eine psychologische, sozialwissenschaftliche Erklärung. Und das ist sein produktiver Beitrag zur Erforschung des Antisemitismus, gerade im christlichen Europa. Der Untertitel präzisiert also den groben Titel.

In einem Satz: wer das Lutherjubiläum nicht oberflächlich begehen will, der lasse sich in einem wichtigen Bereich von Bering belehren, eventuell korrigieren, auf jeden Fall aber heilsam bereichern. (gm)


Dietz Bering
War Luther Antisemit? Das deutsch-jüdische Verhältnis als Tragödie der Nähe

Berlin University Press - Aufl. 2014, 322 S., gebunden mit Schutzumschlag, 13,5 x 21,5 cm.
29,90 €

Druckbare Version

Staudt, V.: Die Geschichte meines Selbstmords Borasio, G.D.: selbstbestimmt sterben