Ziegert/Ziegert: Die Schuldigen

Dass zwei Frauen gleichen Namens (in diesem Fall sind es Mutter und Tochter; siehe S. 5.10 und die Umschlaginnenseite) gemeinsam ein Buch schreiben, ist die erste Besonderheit dieses neuen Buches. Während der Haupttitel noch nicht aufhorchen lässt, tut dies der Untertitel umso mehr. Denn die Autorinnen sind tatsächlich der Ansicht, dass Frauen - wegen ihrer Rolle als Mutter - „alle ihren Teil zur Entstehung eines Verbrechens beitragen“ (S. 7, umgestellt und grammatikalisch angepasst). Das ist die zweite und eigentliche Besonderheit dieses sehr nachdenklich machenden Buches.

Aus der 30jährigen Tätigkeit als forensische Gerichtsgutachterin (Hannah Ziegert) wählten die Autorinnen acht Fälle aus. Jeweils wird die Untat erwähnt beziehungsweise kurz beschrieben, der Fokus aber liegt auf dem/r TäterIn, sprich den familiären, psychisch-seelischen Hintergründen eines Verbrechens.

Ich finde diese Buch aus eben diesem Grund sehr lesenswert. Dazuhin vermittelt es interessante Einblicke in die Praxis der Justiz, insonderheit was die Tätigkeit der Gerichtsgutachter angeht. Im wohl schwierigsten „Fall“ bekommt man es mit der psychiatrischen Diagnose des Münchhausen-Stellvertreter-Syndroms (siehe S. 192f) zu tun. Drittens – und das ist meines Erachtens am Wichtigsten: Trotz aller menschlichen Bemühungen um die Suche nach der Wahrheit und einem gerechten Urteil, fällt einem bei der Lektüre immer wieder 1.Samuel 16,7 ein: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ (gm)


Hanna & Nora Ziegert
Die Schuldigen
True Crime – Geschichten über Frauen und Verbrechen

ORIGINALAUSGABE
Paperback, Klappenbroschur
272 Seiten, 13,5 x 20,6 cm
ISBN: 978-3-328-10104-8
€ 13,00 [D] | € 13,40 [A] | CHF 17,90

Verlag: Pantheon


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