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Bereits seit Jahren veranstalten kirchlichen Gemeinden ihren "Gottesdienst mit Biss" in Gastwirtschaften. Die konzeptionelle Idee ist, aus der Sicht dieser Gemeinde, einen Gottesdienst anzubieten, der für neue Mitglieder und Interessenten niedrige Zugangsbarrieren aufbaut, auch von Familien mit Kleinkindern besucht werden kann, weil diese in Nebenräumen betreut werden können, und bei einem anschliessenden Brunch den Gedanken einer Gemeinschaft wieder stärker in den Vordergrund rückt als bei den üblichen Gottesdiensten, bei denen die Gemeindemitglieder anschließend sich in alle Winde zerstreuen, um in Gaststätten oder zu Hause zu essen.
Aus der Sicht der Gastronomie bietet die unkonventionelle Zusammenarbeit ebenfalls Vorteile:
- Die am Sonntagmorgen in der Regel nicht genutzten Nebenzimmer werden ausgelastet.
- Die Kirchengemeinde bewirbt die Veranstaltung (per Direktmailing an ihre Mitglieder und in Anzeigen in der Lokalzeitung, auf Onlineportalen oder via Twitter und Facebook).
- Das Restaurant und seine vielfätligen Nutzungsmöglichkeiten für Familien- und anderen Feiern werden neuen Gästen bekannt gemacht, die auch durch die abwechslungsreichen Themen der Gottesdienste angesprochen werden wie etwa "Beziehungen sind das halbe Leben - wo bleibt der Rest?".
Der angebotene Brunch ist bewußt schlicht gehalten. Er bietet neben einem Frühstücksteil mit Brötchen, Brot, Eiern, Geflügelwurst, Schinken, Marmelade, Honig, Nutella, Müsli und Cornflakes je ein warmes vegetarisches und fleischhaltiges Gericht, eine Gemüsecremesuppe und gemischten Salat. Getränke wie Milch, Schokolade, Tee, Kaffee, Orangensaft, Apfelsaft und Mineralwasser sind im Preis von wenigen Euros je Erwachsenem enthalten. Kinder essen kostenlos mit.
Da ein solches Angebot bei bestem Willen nicht kostendeckend kalkuliert werden kann, subventioniert die Gemeinde den Preis.
Der "Gottesdienst mit Biss" wird zunehmend gerne besucht. Die Besucherzahlen haben sich von anfangs 30 auf über 50 gesteigert (zuzüglich vielen Kindern), ohne daß der Besuch in den Sommermonaten oder den Ferienzeiten nachläßt.
Kirche und Wirtshaus, Starbucks und McDonalds?
Auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband propagiert als gezielte Marketing-Maßnahme "Kirche und Wirtshaus". Dr. Werner Chrobak vom Katholischen Bildungswerkes in Regensburg und der Eilsbrunner Gastwirt im Brauereigasthof Röhrl, Gerhard Kolbe, Präsidialmitglied des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes e.V. (BHG) hatten die Idee, man müsse die beiden Elemente zusammenfügen. Alte Verbindungen von Kirche und Wirt sollte die Erwachsenenbildung aufgreifen, um nach Führungen in sonst schwer zugänglichen Kirchen und Kapellen noch die Möglichkeit zum Gespräch und zum gemütlichen Beisammensein zu bieten. Auch in Niederbayern haben Wirte und Pfarrer Interesse an solchen Veranstaltungen signalisiert, die gerne auch von Verkehrsämtern vermarktet werden.
In den USA nutzen eine Vielzahl von Kirchen Imbißstände, Kaffeebars, Restaurants, Terassencafés, Starbucks- oder McDonalds-Filialen oder Weinprobierläden, um ihre Kassen zu füllen. Die Kommerzialisierung ist aber trotz großer ökonomischer Erfolge nicht ohne Kritiker, weil sich das Corporate Identity einer Kette nicht unbedingt mit den Grundsätzen einer Kirchengemeinde verträgt. Außerdem konkurrieren die Kirchen damit mit gastronomischen Betrieben in der Nachbarschaft, deren Inhaber vielfach zu den Gemeindemitgliedern zählen.
Quellen & weiterführende Informationen:
- http://staffort.lgv.org/index.php?id=465
- http://herzogenaurach.feg.de/index.php?html_seite=gemeindeleben/gottesdienst_mitBiss
- http://www.livenet.de/news/kirche_und_co/126732-dann_ist_jede_begegnung_eine_bereicherung.html
- http://www.abseits.de/gottesdienst.htm
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