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Der Untertitel gibt präzise Auskunft über den Inhalt dieses Buches. Es enthält 45 Beiträge zum Thema Gottesdienst. Bunt wie ein Blumenstrauß einer ungedüngten Feldwiese (anthologia [griech.] = Sammlung von Blumen; das lateinische Äquivalent ist florilegium) sind sie. Der älteste ist von dem um 165 n.Chr. verstorbenen Justin dem Märtyrer und beschreibt den Ablauf frühchristlicher Gottesdienste. Die jüngsten Autoren sind der 1942 geborene Peter Handke und Hanns-Josef Orthell (1951 geboren). So passiert vor den Leserinnen und Lesern die lange Geschichte des christlichen Gottesdienstes Revue – eben so, wie ihn die 45 Autoren (nur drei Frauen kommen zu Wort) des letzten Jahrhunderts, bevor das Zeitalter der Umfragen und Befragungen einsetzte und das Thema Gottesdienst in der Literatur eine immer geringere Rolle zu spielen begann. Für die Vergangenheit gilt auf jeden Fall, was der Herausgeber in seinen einläutenden (sic!) Worten S. 15 - teilweise umgestellt – so schreibt: „Literatur und Gottesdienst leben miteinander in einem symbiotischen Verhältnis. Ihre gemeinsame Grundlage bildet die Sprache.“
Die Texte sind natürlich sehr unterschiedlich. Meist sind sie in Prosa gehalten; es finden sich jedoch auch einige Gedichte, beispielsweise von Goethe, Mörike und Ringelnatz. Außer dem genannten historisch-theologischen Text Justins findet sich auch die Kinderlegende „Die himmlische Hochzeit“ der Gebrüder Grimm., ein Zeichen für die Vielfalt. Man findet wirklich Vieles, was zu Reflexionen über den christlichen Gottesdienst anregt, auch das eine oder andere für den Gebrauch im Gottesdienst, zum Beispiel Turgenjews kurze Erzählung „Christus“, die eine Kurzpredigt zu Matth. 25 ist und dem Buch seinen Haupttitel gab.
Zum Schluss eine kritische Bemerkung: Warum nun gerade einige Sätze aus Nietzsches Baseler Vorlesungen zum Gottesdienst der Griechen den bunten Reigen eröffnen, bleibt unerklärt und ist unverständlich. (gm)
Mit Texten u. a. von Friedrich Christian Delius, Annette von Droste-Hülshoff, George Eliot, Theodor Fontane, den Gebrüdern Grimm, Peter Handke, Jaroslav Hasˇek, Ricarda Huch, Kurt Ihlenfeld, SØren Kierkegaard, Michael Krüger, Kurt Marti, Karl Philipp Moritz, Friedrich Nietzsche, Hanns-Josef Ortheil, Leo Tolstoj, Philip Roth und Gabriele Wohmann.
Axel Dornemann, Dr. phil., Jahrgang 1951, Leiter eines geisteswissenschaftlichen Verlages, studierte Slawistik und Germanistik in Heidelberg. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Darstellung der Bürokratie in der Literatur. Er publizierte viele wissenschaftliche Werke, u. a. die erste Bibliographie zu Flucht und Vertreibung in der Literatur, und gab Anthologien heraus, z. B. über erzählte Schulwege.
Hrsg. von Axel Dornemann
»Als stände Christus neben mir«
Gottesdienste in der Literatur. Eine Anthologie
2014
288 Seiten | 13 x 21,5 cm
12 Abb. | Hardcover | Fadenheftung
WGS 1140
ISBN 978-3-374-03876-3
19,80 EUR
Evangelische Verlagsanstalt Leipzig
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