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Zuerst etwas zur Autorin des Buches, das zuerst 2007 in englischer Sprache erschien – und jetzt endlich auf deutsch vorliegt. Fricker ist geborene Britin, forscht und lehrt jedoch seit 2021 Philosophie am CUNY-Graduate Center in New York. Dessen Motto ist WE BELIEVE THAT KNOWLEDGE IS A PUBLIC GOOD. Zwar nicht direkt, aber sehr wohl in diesem Zusammenhang steht ihr (sozial-)politisch hochbrisantes Buch. Mit einem Wort von Francis Bacon möchte ich beginnen: „Wissen ist Macht“.
Dass Wissen und Macht einander beeinflussen und durchdringen, dass sie sich wechselseitig verstärken oder blockieren können, das nun ist gewiss nicht neu. Umso erstaunlicher ist, dass die Philosophie sehr lange gebraucht hat, um die ethischen Konsequenzen unserer Erkenntnisse genauer unter die Lupe zu nehmen. Fricker stellt sich genau dieser Aufgabe.
Sie erschließt eine für Wissensgesellschaften hochaktuelle Form der Ungerechtigkeit, die sowohl die Menschlichkeit der Betroffenen als auch unsere sehr ungleichen Arten und Weisen des Erkennens und der Verbreitung des Erkannten offenbart. Der Buchtitel gibt den Doppelbegriff, den Fricker prägte, wieder: Epistemic Injustice. Ein Beispiel dafür ist etwa, wenn die Aussagen von coloured people vor Gericht weniger beachtet werden als die Aussagen weißer Menschen.
Positiv gegen die Ungerechtigkeit setzt sie eine ethische Sensibilisierung, die sowohl soziale als auch individuelle Einflüsse berücksichtigt (vergleiche S. 119f). Dort will sie auch ansetzen, etwa indem Vorurteile korrigiert und Stereotypen durchbrochen werden. Dies gilt besonders – so fordert Fricker auf der letzten Textseite (240) für Polizei, Justiz, Kommunalverwaltungen und Arbeitgeber*innen. (gm)
Miranda Fricker
Epistemische Ungerechtigkeit
Macht und die Ethik des Wissens
2023
gebunden
278 S.
978-3-406-79892-4
Hardcover
34,- Euro
C.H. Beck München
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