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Pörksen/Schulz von Thun: Kommunikation als Lebensk

Man kennt den Menschen als aufrecht gehendes Wesen, als spielenden (homo ludens) usw. Und spätestens seit der Romantik spielt auch die menschliche Sprache eine zentrale Rolle. So schrieb der deutsche Philosoph Bruno Liebrucks (1911-1986) in einer seiner Schriften – bevor Neurobiologen die vielerlei Kommunikation zwischen Mutter und Kind schon im Mutterleib erforschten: „Wir Menschen sind sprachlich, bevor wir sprechen lernen.“ Zur Menschwerdung nach der Geburt gehört es dann, seine/ihre Muttersprache zu erlernen und sie während eines ganzen Lebens zu gebrauchen. Jeden Tag reden wir mit uns selber (innerer Dialog; dazu S. 92-114) und mit anderen, ganz selbstverständlich und meistens ohne Probleme. Wir erleben jedoch auch problematische, missverständliche und nicht (mehr) gelingende Kommunikation. Mit Worten Schulz von Thuns: „Wir kommen als Beziehungswesen auf die Welt, und von der Geburt bis zum Tod steht und fällt vieles – privat, beruflich und politisch – mit der Qualität des Miteinanders.“ (S. 18)

Den beiden Autoren dieses im Oktober 2014 erschienenen Buches geht es um diese beiden Aspekte menschlichen Redens: um Grundsätzlich-Philosophisches genau so wie um ganz Praktisches. Die beiden Autoren sind der 1969 geborene Pörksen, Medienwissenschaftler der Universität Tübingen und der1944 geborene Schulz von Thun, ein sehr bekannte Kommunikations-Forscher und -Autor (bis 2009 Psychologieprofessor in Hamburg); Pörksen stellt ihn im Vorwort ausführlich vor; in der ausgewählten Literaturliste werden 13 seiner Titel genannt. Mehrmals trafen sie sich zu Gesprächen; die 600 S. Transkript ihrer Dialoge wurden auf ein Drittel konzentriert.

Im ersten Teil stehen „Die großen Fragen“, wie sie etwa im Kommunikationsquadrat (jede Information hat einen Sachinhalt, ist jedoch auch gleichzeitig Selbstkundgabe, findet in einer Beziehung statt und hat auch einen appellativen Charakter) zusammengefasst werden. Im Hintergrund stehen immer auch anthropologische Grundfragen und -entscheidungen. Beide Autoren sehen beispielsweise jeden Menschen nicht als „gut oder böse, sondern [als] gut und böse“ (S. 128). „Der Glaube an das Gute ist begründet, aber er darf uns nicht blind machen für das enorme Unheil, das der Mensch anrichten kann.“ (S.130f) Sie bekennen sich zur sogenannten Humanistischen Psychologie nach Cohn, Maslow, Moreno, Pearls und Rogers.

Im zweiten Teil werden drei konkrete Felder der Kommunikation beschritten. Es geht nämlich um Führungskräfte, Pädagogen und die „Kommunikationspsychologie und Realitätskonstruktion in der interkulturellen Kommunikation“ (S.176-119).
Etwas überraschend geht es dann in einem dritten Teil um „Die letzten Fragen“, nämlich um Glück und Tod, unter dem Strich jedoch fast ausschließlich um den Tod. Schulz von Thun ist sich „keineswegs sicher, dass etwas folgt, was über mein jetziges Dasein hinausgeht. Am ehesten rechne ich damit, dass für mich alles so sein wird wie vor meiner Zeugung – also ein endloses Nichts...“ (S.204) Nicht nur hier wäre die Notwendigkeit zu einem Streitgespräch! Die beiden dialogisieren jedoch in freundlicher Sympathie - passend zum Buchtitel.

Wer sich weiter informieren will, der konsultiere www.youtube.com/carlauerverlag.
Meines Erachtens ist dies kein Buch für Anfänger in Sachen Kommunikation, wohl aber gibt es einen Überblick, besonders zu Schulz von Thun. (gm)

Bernhard Pörksen, Friedemann Schulz von Thun
Kommunikation als Lebenskunst
Philosophie und Praxis des Miteinander-Redens
217 Seiten, 25 Abb., Gb/SU, 2014 24,95 € ISBN 978-3-8497-0049-2

Carl Auer Verlag

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