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Riley-Smith, J.: Die Kreuzzüge

Die irakische Isis kündigte im Herbst 2014 einen Kreuzzug bis nach Jerusalem (siehe S. 424) an. Zum Dschihaddismus als zeitgenössischer moderner Variante des Kreuzzugsgedankens äußert sich der britische Kirchengeschichtler Riley-Smith (siehe de.wikipedia.org/wiki/Jonathan_Riley-Smith) jedoch erst ganz am Ende seines voluminösen Buches – und da nur sehr kurz. Denn er denkt und schreibt als Historiker, nicht als Politologe.

Gleich im allerersten Satz seines Vorwortes zur dritten, vollständig überarbeiteten Auflage und nun auch ins Deutsche übersetzten Buches nennt er sein Hauptziel: „Ich habe mich bemüht, eine so umfassende Geschichte der Kreuzzüge vorzulegen, wie das in einem einzigen Band eben möglich ist.“ (S. 11) Bei der Formulierung dieses Satzes hatte Riley-Smith sicherlich die mehrbändigen Werke anderer Historiker (wie beispielsweise Hously; dieser veröffentlichte 1976 bis 1984 alleine zu den späteren Kreuzzügen vier Bände) vor Augen. - Auf S.429-451 findet sich eine sehr informationsreiche „Kommentierte Bibliografie zu Forschungsliteratur und Quellen“.

Nach dem Vorwort werden eingangs elf Karten zu Europa und dem Nahen Osten präsentiert, natürlich vor allem „Die Schauplätze der Kreuzzüge“ (S. 14f). Vor dem ersten Kapitel gibt Riley-Smith auf den Seiten 33 bis 46 einen Einblick in die Forschung zur Geschichtsschreibung der Kreuzzüge und deutet seine eigene Position an. Riley-Smith schätzt die seit der Aufklärung geltende „traditionalistische Auffassung“ als zu eng ein. Danach geschahen die wahren / echten Kreuzzüge zwischen 1097 bis 1291 „von Westeuropa aus zur Eroberung oder Verteidigung Jerusalems“ (S. 33). Diese lokale und zeitliche Eingrenzung sei jedoch zu eng. Daneben gäbe es einen generalistischen, populistischen und pluralistischen Ansatz. Riley-Smith will der Bandbreite aller dieser Auffassungen Rechnung tragen.

Was sich schon bei der Lektüre dieses kurzen einführenden Kapitels zeigt, ist zweierlei: Riley-Smith schreibt allgemeinverständlich, jedoch gelegentlich (etwas) zu ausschweifend.

In insgesamt elf Kapiteln beschreibt er in Analogie zum Verlauf des menschlichen Lebens die Geburt (Kapitel 2), das Heranwachsen (Kapitel 6), die Phase des Erwachsenseins (Kapitel 7), die volle Reife (Kapitel 8) und den langsamen Tod (Kapitel 11) die Idee und Realität der Kreuzzüge.

Abschließend die folgenden vier Bemerkungen:Unverständlich ist mir, dass Riley-Smith nicht den Aufruf Papst Urbans II. auf der Synode von Clermont vom 27.11.1095 zum ersten Kreuzzug wenigstens auszugsweise abdruckt.Sehr lehrreich sind viele Bemerkungen und Einschätzungen; zum Beispiel auf S. 38: „Es gibt bis heute keine umfassende Studie zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Kreuzzüge, und auch die Wirtschaftsgeschichte der Kreuzzugsbewegung selbst muss erst noch geschrieben werden.“Man darf darauf gespannt sein, wie die Fachleute dieses Werk einschätzen.Es ziert auf jeden Fall die Abteilung ´Mittelalter´ eines jeden an Geschichte interessierten Lesers.


Jonathan Riley-Smith
Die Kreuzzüge

2016
gebunden
484 S.
49,95 €

Philipp von Zabern-Verlag in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt

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