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Vor dem ersten der insgesamt 48 kurzen Texte erfährt man wesentliches zum Titel ds Buches. Dieser entstammt nämlich einem Brief Jonathan Swifts aus dem Jahr 1725. Darin steht u.a:. „hauptsächlich hasse und verachte ich das Tier, das man Mensch nennt, obwohl ich herzlich John, Peter, Thomas usw. liebe.“
Getreu dieser Leitlinie berichtet der bis 1977 in der DDR lebende Autor von alten (S. 18-20 beispielsweise von einer Hexenverbrennung) und neueren Verbrechen gegen die Menschlichkeit, also den Verbrechen in der Nazizeit, des Stalinismus und anderer totalitärer Systeme – und von vielen individuell verübten Morden. Dass sie gut recherchiert sind, beweisen die Anmerkungen S. 153-157.
Nur ausnahmsweise lacht oder lächelt man, etwa wenn die 80jährige Lydia zwar sagt, dass sie sterben will, aber ein Jahr ums andere dem Tod von der Schippe springt, so dass der Todesengel schließlich sagt: „Seit zehn Jahren wollte sie zu mir kommen. Aber nie ist sie gekommen. Jetzt will ich sie auch nicht mehr.“ (S. 132)
Ginge man mit dem Tenor dieser Geschichten auf einen Friedhof, dann müsste man vermuten, dass in jedem Grab ein Verbrecher oder das Opfer eines Verbrechens liegt, sprich: Schädlichs aufs Negative gerichteter Blick übersieht Positives. Ist nicht der Mensch nicht vielmehr ein Zwitterwesen, zwischen Gutem und Bösem? (gm)
Hans Joachim Schädlich
Das Tier, das man Mensch nennt
2023
gebunden 159 S.
24,-- €
Rowohlt-Verlag Hamburg
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