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Paulus-Grab

Über 1600 Jahre war es recht ruhig unter der Basilika "Sankt Paul vor den Mauern" in Rom. Nach dem Petersdom ist sie eine der Hauptkirchen. Vor einiger Zeit untersuchten Archäologen das mutmaßliche Grab des Apostels Paulus, das bereits einige Zeit zuvor freigelegt worden war.
Sie entfernten einen antiken Mörtelpfropfen von dem 2,4 Meter langen Sarkophag aus weißem Marmor und ließen eine endoskopische Sonde hinein. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist spektakulär, wie sich nun, mit eineinhalb Jahren Verspätung, herausstellte: In dem Behältnis unter dem Hauptaltar, so verkündete Papst Benedikt XVI. am Sonntag, 28.06.2009, lägen tatsächlich die Überreste des legendären Kirchenmannes.

Seit 2002 hatten Wissenschaftler unter Leitung des Vatikan-Archäologen Giorgio Filippi sich im Altarbereich in den Untergrund vorgearbeitet. 2005 stießen sie auf einen römischen Sarg, etwa einen halben Meter unter einer antiken Marmor-Abdeckung. Darauf kann man die Inschrift lesen: Pavlo Apostolo Mart (dem Apostel und Märtyrer Paulus gewidmet). Im Jahr 2006 hieß es dann, der Vatikan wolle keine weiteren Untersuchungen, und sofort gab es Spekulationen, die Kurie fürchte, man würde herausfinden, dass die Gebeine in dem Grab gar nicht von Paulus stammen könnten.

Nun soll die Grabstelle des Apostels sogar vollständig geöffnet werden. "Der Heilige Vater wird uns dies später gestatten, es wird aber eine lange und heikle Arbeit werden, denn es gilt, auch kleinste Schäden zu vermeiden", sagte der für die Basilika zuständige Kardinal Andrea Cordero Lanza di Montezemolo der römischen Tageszeitung "La Repubblica". Der Vatikan habe schon seit eineinhalb Jahren über die in dem Sarkophag entdeckten Stoff- und Knochenreste Bescheid gewusst. "Aber es oblag allein dem Papst, das zu verkünden."

Benedikt XVI. hatte die archäologische Sensation zum Abschluss des internationalen Paulus-Gedenkjahres öffentlich gemacht: "In dem steinernen Sarkophag, der niemals zuvor geöffnet wurde, sind mit Hilfe einer durch ein winziges Loch eingeführten Sonde Stoff- und menschliche Knochenreste entdeckt worden", erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Bei dem Stoff, den die Wissenschaftler aus dem Grab geholt hätten, habe es sich um purpurnes, mit Goldauflagen verziertes Leinen und blaue Fetzen gehandelt. Ebenfalls geborgene Knochenreste seien mit der C-14-Methode auf das erste oder zweite Jahrhundert nach Christus datiert worden, sagte Benedikt XVI. Die Experten, die die Knochenreste untersucht haben, wussten nach Benedikts Angaben nichts von deren Herkunft.
Damit liege der um das Jahr 67 gestorbene Märtyrer dort, wo man ihn vermutet habe: In dem Sarkophag unter dem Altar der römischen Basilika. "So scheint also zweifelsfrei festzustehen, dass es sich hierbei wirklich um die Reste des Apostels Paulus handelt", verkündete der Papst.

Tatsächlich ist der Fund aber bislang nicht ganz eindeutig, noch gibt es keine DNA-Probe, mit der sich Paulus' sterbliche Überreste zweifelsfrei identifizieren lassen würden.

Dem Volksglauben zufolge sollen Schädelfragmente des Heiligen in einer anderen Kirche in Rom, der Lateranbasilika, beigesetzt sein. Nach christlicher Überlieferung wurde Paulus während einer Christenverfolgung in Rom geköpft. Demnach war Paulus - oder hebräisch: Saulus - ein Sohn reicher jüdischer Eltern. Nachdem er zunächst an Christenverfolgungen teilgenommen hatte, veränderte dann eine wundersame Begegnung mit dem auferstandenen Christus vor Damaskus sein Leben. Er wurde Christ und Apostel und gilt zusammen mit Petrus als wichtigster frühchristlicher Missionar. Im Jahr 67 soll er in Rom enthauptet und an der Via Ostiense bestattet worden sein, wo dann im vierten Jahrhundert die mächtige Basilika "San Paolo fuori le Mura" über seinem Grab gebaut wurde.

Vor 500 Jahren wurde die Krypta mit dem Sarkophag geschlossen. Das Wissen um die genaue Lage des Grabes ging dann im Laufe der Jahre durch Umbauten, Restaurierungen und auch einen Brand verloren. Die Basilika "Sankt Paul vor den Mauern" wurde auf den Fundamenten zweier Kirchen aus dem 4. Jahrhundert errichtet, darunter eine, die bei einem Feuer 1823 zerstört wurde. Das Grab war nicht beschädigt worden. Beim Wiederaufbau wurde die Krypta mit Erde aufgefüllt und darüber ein neuer Altar errichtet.

Die Kirche entschloss sich, den Sarg freizulegen, nachdem sich viele Gläubige 2000 bei den Feiern zum Heiligen Jahr enttäuscht gezeigt hatten, dass sie den Sarg nicht sehen und berühren durften. Nach jahrelangen Bemühungen hatten Archäologen schließlich im Jahr 2005 einen römischen Sarkophag entdeckt.

Seit Ende 2006 ist das Paulus-Grab wieder der Öffentlichkeit zugänglich: Ein kleines Fenster unter dem Altar gibt den Blick auf eine Seite des riesigen Steinsarkophags frei.

Nun soll der Sarg geöffnet werden. Eine "heikle Arbeit" werde dies, meinte er. Das ist wohl wahr, denn dann wird sich das Rätsel lösen, ob sich das Haupt des im Jahr 67 geköpften Paulus in dem Grab befindet - das derzeit in der Lateran-Basilika, dem Bischofssitz des Papstes in Rom, als Reliquie verehrt wird.

Auch ältestes Paulus-Bildnis entdeckt

Am Sonntag, 28.06.2009 wurde außerdem in der Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" ein Bild veröffentlicht, das das wahrscheinlich älteste Bildnis des Apostels Paulus zeigt. Experten der Päpstlichen Kommission für sakrale Archäologie entdeckten es vor einigen Tagen in Gewölben unterhalb Roms. Datiert wurde der Fund auf das späte 4. Jahrhundert.

Auf dem Bildnis ist ein Mann mit schwarzem Spitzbart und hoher furchiger Stirn zu sehen. Sein Kopf wird von einem strahlend gelben Heiligenschein umschlossen, der ihn vom roten Hintergrund abgrenzt.

Quelllen: chs/dpa/AP, tageschau.de, Spiegel.de,

Virtueller Besuch von "St. Paul vor den Mauern"

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