Kirchenjahr - Berechnung
Berechnung des Kirchenjahres
Die Berechnung des Kirchenjahrs hängt von der Berechnung von Ostern ab. Das christliche Osterfest wiederum ist aus dem jüdischen Passahfest abgeleitet, das am ersten Frühlingsvollmond beginnt. Dieser Tag kann offensichtlich auf einen beliebigen Wochentag fallen, Ostern beginnt dagegen definitionsgemäß am einem Sonntag. Ursprünglich war die Festlegung des Ostertermins sehr uneinheitlich geregelt in den verschiedenen christlichen Gemeinden.
Erst im 1. Konzil von Nicäa im Jahre 325 n. Chr. einigte man sich auf die Formel, dass Ostern auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fällt. Der erste Frühlingsvollmond ist dabei der erste Vollmond, der am Tag der Frühjahrstagundnachtgleiche oder danach stattfindet. So ist Ostern zwischen dem 22. März und dem 25. April.
Die anderen beweglichen Feste hängen meist von Ostern ab (in Klammern die Verschiebung an Tagen gegenüber dem Ostersonntag):
- Aschermittwoch (-46),
- Karfreitag (-2),
- Christi Himmelfahrt (+39),
- Pfingsten (+49),
- Fronleichnam (+60),
- Herz-Jesu-Freitag (+68).
Der Muttertag ist der zweite Sonntag im Mai, das Erntedankfest der erste Sonntag im Oktober (jedoch nicht überall!). Der 1. Advent ist der Sonntag nach dem 26. November; der Buß- und Bettag liegt 11 Tage vor dem 1. Advent.
In der orthodoxen Kirche wird am julianischen Kalender festgehalten. Daher findet der 21. März (im 20. und 21. Jahrhundert) 13 Tage später statt als im gregorianischen Kalender. (Übrigens war das Zusammenlegen des "liturgischen" mit dem "astronomischen" Frühlingsbeginn einer der Hauptgründe für die Einführung des gregorianischen Kalenders). Daher findet das orthodoxe Osterfest manchmal eine Mondphase später statt. Außerdem berechnet die orthodoxe Kirche das Osterdatum nach einer bereits in der Antike festgelegten Rechenvorschrift, eben dem oben beschriebenen Metonischen Zyklus. Die Länge des 19-jährigen Mondzyklus wurde damals um ca. 2 Stunden zu lang angenommen, was sich im Laufe von 17 Jahrhunderten zu einigen Tagen addiert hat. Dies ist ein weiterer Effekt, der dazu führen kann, dass das orthodoxe Osterfest eine Woche oder im Extremfall, wenn er sich mit dem obigen Effekt addiert (z. B. 2005), fünf Wochen später stattfindet als das lateinische. Von diesem letzteren Effekt ist übrigens auch der Jüdische Kalender betroffen.
„Oster-Paradoxon“ 1974 / 2019 / 2038
Ein Osterparadoxon oder eine Osterparadoxie besteht, wenn der tatsächliche Frühlingsanfang und/oder der Frühlingsvollmond nicht an den Tagen eintreten, die dafür im Berechnungsverfahren des Osterdatums verwendet werden, und der berechnete Ostertermin dadurch von dem Termin abweicht, der aus den tatsächlichen Ereignissen folgen würde.
Am Mittwoch, den 20. März, war Frühlingsanfang 2019. Tags drauf war Vollmond, also der erste im Frühling. Nach der alten Faustregel zur Berechnung des Osterdatums könnte daher am folgenden Sonntag (24. März) Ostern sein: der Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Doch Ostern 2019 ist erst am 21. April – nach dem zweiten Frühlingsvollmond am 19. April. Die gängige Faustregel stimmt also nicht in diesem Jahr. Experten nennen es das „Oster-Paradox“. Grund dafür sind uralte Kirchen-Formeln, die sich nicht an aktuellen Daten orientieren, sondern festgelegten Regeln folgen.
Also: Weil der Vollmond am Morgen des 21. März 2019 noch als Wintervollmond gewertet wird, erscheint der erste Frühlings-Vollmond erst im April - und so wird Ostern am 21. April 2019 gefeiert. Ostern ist in diesem Jahr so spät, weil der Vollmond zu früh ist und nicht genau am gleichen Tag wie der Frühlingsanfang.
„Oster-Paradoxon“ wird 2038 wieder eintreten
Der frühestmögliche Ostertermin überhaupt tritt ein, wenn der „Kirchen-Vollmond“ auf den 21. März fällt und dieser Tag ein Samstag ist. Dann wird Ostern am 22. März gefeiert. Das ist selten und passierte zuletzt im Jahr 1818. Das nächste Mal wird Ostern erst 2285 wieder auf dieses Datum fallen.
Der späteste Ostertermin überhaupt ist der 25. April. Er tritt ein, wenn der „Kirchen-Vollmond“ auf den 18. April fällt und dieser Tag zugleich ein Sonntag ist. Das war zuletzt 1943 der Fall und wird sich erst 2038 wiederholen. Das „Oster-Paradox“ wie in diesem Jahr gab es zuletzt 1974 – und wird ebenfalls 2038 wieder eintreten.