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Doughty, C.: Fragen Sie Ihren Bestatter

Die 1984 auf Hawai geborene Amerikanerin ist die wohl bekannteste amerikanische Bestatterin, medial sehr präsent (siehe beispielsweise auf youtube und besonders http://www.orderofthegooddeath.com) – und wird durch diese exzellente Übersetzung ihres Buches auch im deutschsprachigen Raum sehr bekannt werden.

In der Vorbemerkung (S. 9f) beginnt sie ihr Buch, an dem sie sechs Jahre lang gearbeitet hat, mit einem Gedanken Sigmund Freuds: „Wir haben die unverkennbare Tendenz gezeigt, den Tod beiseite zu schieben, ihn aus dem Leben zu eliminieren.“ Diesen Gedanken wiederholt sie öfter (vergleiche S. 62.125.178.182: „Wir alle sind nur Leichen in der Warteschleife.“) – und wirft der modernen amerikanischen Gesellschaft ihr Verdrängen und Vergessen von Sterben und Tod vor. Die studierte Mediävistin ist belesen (siehe ihre Literaturliste S. 264-270; Freud taucht jedoch nicht auf); ihr Schwerpunkt liegt auf der Praxis der Bestattungsindustrie, zu der sie seit ihrer Tätigkeit bei Westwind Cremation gehört und die sie sehr detailliert und gnadenlos offen beschreibt, im ersten Kapitel „Meine erste Rasur“. Und alle Kapitelüberschriften sind mit schwarzen Särgen hinterlegt!

Droughty reflektiert ihr Tun und das ihrer KollegInnen sehr kritisch. Der Untertitel ist durchaus ernst gemeint! Sie kommt über sich selber und ihr eigenes Sterben ins Nachdenken; so erfährt man auch Einiges aus ihrem Leben, seltener auch von ihrem Glauben. Für sie ist der Tod nichts mehr als das „Ende. Finito. Durch und durch säkular.“ (S. 191) Ihr tiefster Wunsch für alle sind um eines aktualisierten memento mori und der seelischen Gesundheit willen „Rituale von Bedeutung und Wahrhaftigkeit, Rituale mit Tiefgang, die echte Emotionen zulassen und mit Geld nicht zu bezahlen sind.“ (S. 151, grammatikalisch adaptiert) Ihr eigenes Bestattungsunternehmen „würde es Angehörigen und Familien ermöglichen, von ihren Lieben zu Hause Abschied zu nehmen, sie zu waschen, in ihr Sterbegewand zu hüllen und ihnen die letzte Ehre zu erweisen...“ (S. 221)

So ist dieses Buch – kurz gesagt – gewiss kein Glaubens-Buch, aber sehr wohl nützlich (und trotz Manchem sehr Ungewohntem dazuhin unterhaltsam) zu lesen. Unwillkürlich wird man gezwungen, sein eigenes Sterben und den Tod seiner Angehörigen zu bedenken. Indirekt hilft es auch bei der Abfassung von Patientenverfügungen, und fast direkt bei der Organisation von Beerdigungen. (gm)

Doughty, Caitlin
Fragen Sie Ihren Bestatter
Lektionen aus dem Krematorium

Von Caitlin Doughty. Aus dem Amerikanischen von Sky Nonhoff
2016. 270 S.: Gebunden
ISBN 978-3-406-68820-1
19,95 € inkl. MwSt.

C.H. Beck

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