Ökumene: Römisch-katholische Kirche
Nachdem die römisch-katholische Kirche der ökumenischen Bewegung jahrzehntelang ablehnend gegenüberstand und statt des Dialogs eine Haltung der Rückkehr-Ökumene vertrat – die Angehöriger anderer Kirchen seien Abtrünnige und Irrende und sollten in den Schoss der Mutterkirche zurückkehren –, hat sie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine deutliche ökumenische Öffnung gezeigt, insbesondere durch das Ökumenismusdekret Unitatis redintegratio.
Die römisch-katholische Kirche gehört zwar dem Ökumenischen Rat der Kirchen nicht als Vollmitglied an, arbeitet jedoch auf verschiedenen Ebenen mit dem Rat zusammen, am engsten in der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung, wo sie Vollmitglied ist. Auf europäischer Ebene gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen und der Konferenz Europäischer Kirchen, die zu bisher sieben Europäischen Ökumenischen Begegnungen, drei Europäischen Ökumenischen Versammlungen und zur gemeinsamen Erarbeitung der Charta oecumenica führte.
Auch in bilateralen ökumenischen Dialogen ist die römisch-katholische Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil engagiert. So hat sie ökumenische Beziehungen zur orthodoxen Kirche angeknüpft, was 1995 im apostolischen Brief Orientale Lumen und in der Enzyklika Ut unum sint von Papst Johannes Paul II. resultierte. Bilaterale Gespräche zwischen Lutheranern und Katholiken führte zur Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigung vom Oktober 1999 über einen der strittigsten Punkte seit der Reformation.
Unitatis redintegratio unterscheidet zwischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. Die Kirchen der Reformation sind nach Meinung der Kongregation für die Glaubenslehre als kirchliche Gemeinschaften nicht im vollen Sinn der katholischen Lehre als Kirche zu bezeichnen:
KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENSLEHRE
ANTWORTEN AUF FRAGEN ZU EINIGEN ASPEKTEN BEZÜGLICH DER LEHRE ÜBER DIE KIRCHE
Das Zweite Vatikanische Konzil hat mit der dogmatischen Konstitution Lumen gentium und mit den Dekreten über den Ökumenismus (Unitatis redintegratio) und über die Ostkirchen (Orientalium Ecclesiarum) maßgeblich zur Erneuerung der katholischen Ekklesiologie beigetragen. Auch die Päpste wollten diese Lehre vertiefen und Orientierungen für die Praxis geben: Paul VI. in der Enzyklika Ecclesiam suam (1964) und Johannes Paul II. in der Enzyklika Ut unum sint (1995)....