Champen statt Campen?
Übernachtung in einer besonderen Her(r)berge
Nun ist Ferien- und Urlaubszeit, und viele von uns suchen nach besonderen Erlebnissen fernab des Alltags. Wie wäre es, die Ferien einmal ganz anders zu verbringen? Stellen Sie sich vor: Sie liegen in Ihrem Schlafsack, umgeben von jahrhundertealten Mauern, antiken Chorgestühl, mittelalterlichen Fresken … und direkt vor dem Altar. Nein, das ist kein Traum und auch kein neuer spiritueller Rückzug – es ist eine Urlaubsform, die skurril und zugleich faszinierend ist: „Champing“, also Übernachten in Kirchen.
Champing ist eine britische Erfindung und kommt von „Church“ und „Camping“, kurz Champing. Bereits seit 2015 können Interessierte in mittlerweile 19 Kirchen zwischen Gebetsbänken, Altar und Orgel in ganz England übernachten und mit Blick auf das Kirchendach selig einschlafen. Und das zwischenzeitlich auch in mehreren Ländern möglich. Kirchen wie die St. Michaeliskirche in Thüringen, die Dorfkirche Havelsee oder die Hospitalkapelle in Spangenberg öffnen ihre Tore für Übernachtungsgäste und bieten so eine außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit an, die sowohl historisch als auch spirituell bereichernd ist.
Während die meisten Kirchen ihre Türen nur für Gottesdienste öffnen, gibt es einige, die ihren sakralen Charme auf eine ganz neue Weise präsentieren. Sie bieten Übernachtungen an, bei denen Sie die Ruhe und Erhabenheit dieser heiligen Orte in vollen Zügen genießen können. Es ist ein Erlebnis, das gläubige und nicht-gläubige Menschen gleichermaßen anspricht. Doch wie skurril ist es eigentlich, im Schlafanzug vor dem Altar zu stehen?
Einige mögen sich fragen: Champen oder campen? Der Unterschied liegt auf der Hand: Beim Campen sind Sie der Natur ganz nah, beim Champen erleben Sie die spirituelle Aura einer Kirche hautnah. Und mal ehrlich, wo sonst könnten Sie mitten in der Nacht den Klang der Orgel hören – sei es von der letzten Chorprobe oder einem besonders ambitionierten Kirchengeist?
Die Vorstellung, in einer Kirche zu übernachten, bringt sicherlich einige humorvolle Szenarien mit sich. Da wäre zum Beispiel das Schild am Eingang: „Achtung Schlafgäste! Bitte bis 9 Uhr nicht stören!!“. Ein lautes „Amen“ könnte plötzlich durch das Kirchenschiff hallen und Sie aus den schönsten Träumen reißen.
Natürlich hat dieses skurrile Erlebnis auch seine Tiefe. Kirchen sind Orte des Gebets, der Andacht und des Rückzugs. Das Übernachten in einer solchen Umgebung kann eine ganz neue Perspektive auf den eigenen Glauben und die Beziehung zu Gott bieten. Es ist eine Möglichkeit, die Heiligkeit des Raumes auf eine intime und persönliche Weise zu erfahren.
Ein besonderes Highlight ist sicherlich das gemeinsame Frühstück im Kirchenraum, bei dem man die Möglichkeit hat, sich mit anderen Gästen auszutauschen und die Einzigartigkeit des Erlebten zu teilen. Vielleicht entsteht sogar eine kleine Gemeinschaft der „Champisten“, die diese besondere Art der Übernachtung zu schätzen wissen. Denn Champing ist ein Erlebnis, das Sie nicht verpassen sollten. Es verbindet die historische Bedeutung und den spirituellen Wert der Kirchen mit einem Hauch von Abenteuer und einer Prise Humor. Und wer weiß, vielleicht wird aus einer Nacht vor dem Altar ein unvergessliches Ferienerlebnis.
In diesem Sinne: Packen Sie Ihren Schlafsack ein und erleben Sie das himmlische Abenteuer des Champings. Es wartet eine Nacht voller Geschichten, Gebete und Eindrücke!
(Juni 2024)