Vermutlich würden Sie zuerst überlegen,
wie viele Nullen diese Zahl hat, wie viele Millionen das wären,
um eine ungefähre Vorstellung von der Summe zu bekommen.
Und wenn das etwas konkreter ist, dann würden Sie
wahrscheinlich überlegen, was man mit dem Geld so alles
machen könnte.
So macht es auch John in dem Roman
„Eine Billion Dollar“ von Andreas Eschbach: Ein Urahn
hatte vor 500 Jahren einen kleinen Betrag angelegt, der dank
Zins und Zinseszins im Laufe der Zeit zu einem riesigen Vermögen
anwuchs. Für John, den armen Schustersohn aus New York,
wird dieser Traum Wirklichkeit: Sein Vorfahre Giacomo hatte
ihm über eine Billion Dollar hinterlassen. Gestern fuhr
John noch Pizza aus, heute ist er reicher als die
zweihundert reichsten Menschen der Welt zusammen. Und
trotzdem ist er nicht glücklich, denn die Sache hat - wie
kann es anders sein - einen Haken bzw. eine Verpflichtung:
Das Geld soll zum Wohle der gesamten Menschheit eingesetzt
werden und das Leben auf dem Erdball besser machen. - Viel
Geld. Viel Verantwortung. Was macht man denn da?
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Jesus hat einmal gesagt: „Wem viel anvertraut
ist, von dem wird man viel fordern“ (Lukas 12,48). Das galt seinen Jüngern,
die überhaupt keine finanziellen Reichtümer hatten. Die meisten
waren einfache Menschen mit einfachen Berufen. Trotzdem hat Jesus zu
ihnen gesagt: „Ihr seid reich beschenkt. Euch ist viel anvertraut,
auch wenn ihr das vielleicht gar nicht bemerkt habt. Denn ihr habt
Talent. Jeder von euch hat Begabungen. Ihr habt Energie und Tatkraft.
Das ist gar nicht selbstverständlich. Euch ist viel anvertraut und
deshalb wird man von euch viel fordern.“
Jesus sagt uns damit: „Alles, was wir haben,
ist ein Geschenk und gleichzeitig auch eine Verpflichtung! Es ist
nicht einfach so ohne Absicht da, es ist nicht nur für Dich da. Es
ist auch für andere da – ja, es soll zum Segen für alle werden.“
So steht es in der Bibel, - unser Grundgesetz in
Deutschland sagt lapidar: „Eigentum verpflichtet“ (Artikel 14
Absatz 2). Wie bei John und seiner Billion im Roman geht es auch bei
uns nicht nur ums eigene Wohlergehen. Es geht auch um eine gute
Zukunft für die anderen Menschen, um ein segensreiches Miteinander.
Was auch immer wir geschenkt oder geerbt bekommen haben – wir haben
Verantwortung dafür. Diese Gaben sind Geschenke, die wir nutzen
sollen. Diese wahrzunehmen, könnte so aussehen:
Wer Zeit hat, engagiert sich in seiner
Nachbarschaft, im Verein oder im Sport.
Wer Geduld hat, kann Menschen zuhören, ihnen
Zeit schenken und Mut machen.
Wer praktisch veranlagt ist, kann Menschen in der
Nachbarschaft und an der Arbeit leicht einen Gefallen tun.
Wer ein gutes Sprachgefühl hat, kann Ausländern,
Flüchtlingen Deutsch beibringen.
Und wer viel Geld besitzt, setzt sein Geld für
gute Zwecke ein.
So macht es auch John im Roman. Ob er sein
Ziel damit erreicht, - verrate ich nicht.
„Ja, euch ist viel geschenkt und anvertraut“,
hat Jesus gesagt. Also setzt es ein – für ein segensreiches
Miteinander. Darauf kommt es an. So wird die Welt reicher und das
Miteinander segensreicher, lebenswerter. Probieren Sie es aus, - es
klappt.
Pfr. Otto W. Ziegelmeier