Ein weiser Alter erzählte seinem Enkel von einer
großen Tragödie und wie sie ihn nach vielen Jahren immer noch beschäftigt. „Was
fühlst du, wenn du heute darüber sprichst?“, fragte der Enkel. Der Alte
antwortete: „Es ist, als ob zwei Wölfe in meinem Herzen kämpfen. Der eine Wolf
ist wütend und zornig. Der andere ist großmütig und liebevoll.“ Der Enkel
fragte: „Welcher Wolf wird den Kampf in deinem Herzen gewinnen?“ „Der Wolf, den
ich füttere!“, sagte der Alte.
Nach den Übergriffen, Anschlägen, Attentaten, Angriffen
etc. der letzten Monate fragt man sich: Muss auf Gewalt, Terror, Hass, immer
Gewalt, Terror und Hass folgen? Die Antwort des weisen Alten ist: Es liegt an
uns, wie wir damit umgehen. Ob wir uns Argumente für Vergeltung suchen und uns
vom Hass treiben lassen, oder ob wir Geschöpfe uns an unserem Schöpfer
orientieren: „Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die
euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen.“ (Mat.
5,45).
Es ist primitiv, dem Instinkt nachzugeben und Rache zu
üben, - aber auf Hass nicht mit Hass zu antworten, ist eine Herausforderung für
den Menschen und der Wunsch Gottes für unser Leben und unsere Zukunft. Ein Blick
in die Vergangenheit zeigt: Die großen Persönlichkeiten der Geschichte sind
nicht Stalin, Hitler, Pol Pot, sondern Jesus, Franz von Assisi, Martin Luther
King, Mahatma Gandhi und Mutter Theresa, - alles Menschen, die nicht mit Gewalt
etwas bewegten. Es sind Menschen, die nicht durch Attentate, sondern Taten der
Liebe unvergessen bleiben.
Wie bei ihnen, so liegt es auch an uns, welchen Weg wir
einschlagen. Ich bin überzeugt, dass Gewalt keine Probleme löst, sondern nur
neue Probleme schafft. Daher gilt es, den Kreislauf von Gewalt zu durchbrechen.
Jesus wurde unvergesslich, weil er Leid auf sich nahm und am Kreuz starb, nicht
weil er zum Schwert griff und Leid verbreitete!
Es liegt an uns, welchen Wolf, welches Gefühl wir nähren
und stark machen. Es liegt an uns, welches Miteinander wir pflegen. Es liegt an
uns, wie geschwisterlich wir miteinander umgehen, um das zu verteidigen, was wir
für uns und andere wertvoll finden: Liebe und Nächstenliebe in Form von
Gleichheit, Freiheit und Geschwisterlichkeit. Es liegt an uns, dass „Dein Wille
geschehe“.