Es gibt Tage, da hat man das Gefühl, dass die Welt still
steht. Es gibt Tage, da kommt alles zusammen: Flugzeugabsturz in Frankreich,
Massenentführung und Massenmord in Afrika, Krieg und Bürgerkrieg in der Ukraine,
Jemen, Syrien, Irak, Freunde, die lebensgefährlich erkrankt sind … Es gibt
Tagen, da ist nichts mehr, wie es war, und man weiß nicht, wie es weitergehen
soll.
Wir Christen denken jedes Jahr zur Kar- und Osterzeit an
solche Erfahrungen. Wir machen das nicht, weil wir es uns so gern schwer machen
und düsteren Gedanken nachhängen. Wir machen das, weil die Welt uns manchmal
einfach so dunkel ist und wir keinen Weg, keinen Ausweg mehr sehen. Wie damals,
als Jesus hingerichtet wurde. Da stürzte für seine Freunde die Welt zusammen.
Statt die Römer tatkräftig aus dem Land zu jagen, hat sich Jesus wie ein
Opferlamm ans Kreuz schlagen lassen. Die Jünger waren maßlos enttäuscht, nach
dem Schock fragten sie sich: Und wann töten sie uns? Die einen liefen weg, die
anderen verkrochen sich, alle fragten sich: „Hat Gott uns verlassen? Warum hat
Gott das zugelassen?“
Irgendwann dämmerte ihnen: Gott hat Jesus nicht
verlassen. Gott hält sein Leben in der Hand. Gott macht es neu. Und auch uns
verlässt Gott nicht. Gott steht zu uns. Und auch wenn wir fallen, wir können
nicht tiefer als in Gottes Hand fallen.
Das zu glauben, fällt einem nicht immer leicht. Auch mir
nicht. An solchen Tagen schenkt mir der 23. Psalm Trost und
Zuversicht:
Und ob ich schon wanderte im finstern
Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist
bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und
schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben
lang,
und ich werde bleiben im Hause des
HERRN immerdar.
Leid und Schmerz sind Teil unseres Lebens, - auch das
finstre Tal. Doch auch in diesem Leid hält uns Gott in seiner Hand. Daran
erinnerten sich damals die Jünger, sie kamen zurück und verkündigten mutig ihren
Glauben, - bildeten die Basis unserer Kirche. Jedes Jahr an Ostern erinnern wir
uns daran, dass Leid und Tod nicht das letzte Wort haben. Diese Kraft des
Glaubens, die von Ostern ausgeht, wünsche ich allen Angehörigen der Toten des
Flugzeugabsturzes, allen, die Krieg und Verfolgung leiden, und allen, die allein
zurückbleiben müssen. Denn es gibt Tage … und Ostern – Gott sei
Dank!