Heinzer, R.: Lifehacks für Knappgläubige
Der Titel dieses Buches des Schweizer reformierten Theologen (auf S. 4f übr ihn sehr knapp, sehr ausführlich und informativ hier) ist gleich doppelt erklärungsbedürftig. Erstens: Lifehacks sind – so wird in der zweiten der insgesamt 260 Anmerkungen erklärt - „Kniffe, die das Leben erleichtern, Tricks, die ein Problem originell und ungewöhnlich anpacken.“
Und originell und ungewöhnlich wollen Heinzers Überlegungen sein; vor allem aber will sich Heinzer als geistig-theologischer Sparringpartner verstehen. Es geht ihm nicht ums Rechthaben, sondern darum, sich gegenseitig zu ertüchtigen (S. 5). Dies finde ich sehr sympathisch. Genauso seine Einschätzung des Fundamentalismus. Insgesamt widmet sich der Autor 62 Begriffen des Glaubens. Er präsentiert damit seine Einführung in den Glauben und sein Verständnis einzelner Gegenstände des Glaubens. Manches darin empfinde ich als sehr hilfreich und erfrischend formuliert.
Mit dem zweiten Wort (knappgläubig) ist es etwas schwieriger. In seinem „bissigen Wörterbuch“ (S. 169-186) spielen die verschiedenen Grade des Glaubens keine Rolle. Also dürfte ´knappgläubig´ nur eine mehr oder weniger lustige Wortschöpfung sein, mehr nicht. Schade finde ich, dass die fünffache Differenzierung von glauben des amerikanischen Religionssoziologen Charles Glock (1. Glaubensaussagen, beispielsweise in Bekenntnissen und Dogmen, 2. Glaubenswissen, wie es sich z.B. in Katechismen niederschlägt, 3. rituelle und gemeinschaftliche Praxis des Glaubens, 4. religiöse Empfindung, individuelles Seelenleben und 5. die Wirkung / das Werk bzw. Tun des Glaubens) im deutschen Sprachraum gar nicht oder nur in Teilen aufgenommen wird.
Trotz dieser Schwäche ist Heinzer sehr zur eigenen Lektüre zu empfehlen; darüber hinaus profitieren Haus- und Gesprächskreise. (gm)
Ruedi Heinzer
Lifehacks für Knappgläubige
Gottvertrauen – erklärt für Kritische
Ein Thema – eine Doppelseite
Taschenbuch
188 S.
26,80 €
tvz 2023