Henkel, P.: Schluss mit Luther
Nach Abschluss der Lutherdekade und der mit ihr verbundenen Luther-Reformations-Gedenk-Feierlichkeiten, der Bücherflut und so weiter werden die meisten froh und dankbar sein – und erleichtert aufatmen. „Schluss mit Luther“ meint es jedoch nicht temporal, sondern tief radikal.
Der Verfasser (Henkel arbeitete – so erfährt man auf der vorderen Umschlagsinnenseite - „fast drei Jahrzehnte als Korrespondent … der Frankfurter Rundschau“) schreibt sein Buch als sehr kritischer, atheistisch situierter Zeitgenosse. Dazu äußert sich Henkel im Schlusskapitel „Finale“. Darin taucht Luther kein einziges Mal mehr auf! Henkel zitiert Luther ansonsten sehr oft; die Zitate werden jedoch nicht akribisch belegt. Er will ja kein wissenschaftliches Werk vorlegen. Was er vorlegt ist auch keine Biographie. Als Nicht-Theologe wendet er sich an „Interessierte, die sich von Streiflichtern und Fragmenten mit ungewohnter Tendenz … anregen lassen wollen.“ (S. 26) Am Ende stehen 31 „Literaturempfehlungen“; aus ihnen wird auswahlweise zitiert, diese jedoch nicht eingeordnet oder kritisch diskutiert.
„Vorwort“ und „Eröffnung“ (S. 7-26) informieren über Henkels Absichten, seinen Rahmen und vermitteln Gesamteinschätzungen. So beurteilt der Verfasser Luther zwar als einen „ungemein fleißigen, vielseitig begabten und kreativen Mann“ (S. 10; dort nennt Henkel auch wichtige Taten Luthers), aber: Luther ist für Henkel „kein Mann der Zukunft, sondern der spätmittelalterlichen Vergangenheit.“ (ebenda)
In elf Kapiteln behandelt Henkel wichtige Luther-Angelegenheiten. Die Kapitel III (S. 55-78: „Von Gott und Mensch“) und IV (S. 79-88: „Satan-Gottes Gehilfe und Gegenspieler“) plus zwei Exkurse sind die theologisch zentralen Partien. Sie sollten in kleineren oder größeren TheologInnen- und PfarrerInnenkreisen diskutiert werden.
Insgesamt bürstet Henkel Luther so sehr wie kein anderes Luther-Reformations-Buch, das in diesen Jahren erschien / erscheint, gegen den Strich. Als Anti-Lutherbuch ist es meines Erachtens deshalb nötiger als so manches pro-Luther-Buch. (gm)
Peter Henkel
Schluss mit Luther
Von den Irrwegen eines Radikalen
Taschenbuch 198 S.
18,95€
Tectum Verlag