Koch/Müller: Rolle vorwärts
1987 ist der schon früh sportbegeisterte Samuel Koch geboren worden. Seit Dezember 2010 ist er durch einen schweren Unfall bei einer Wetten-dass-Sendung Tetraplegiker und sitzt nach Krankenhaus- und Reha-Aufenthalten im Rollstuhl. Er gab jedoch nicht auf; „ich bin (eben) nah an der Sonne gebaut“, sagt er auf S. 12, als er gefragt wurde, warum er so strahle. Koch erhielt vielerlei Hilfe und Unterstützung, und er verfasste ein erstes, sehr erfolgreiches Buch („Zwei Leben“).
Hier nun sein zweites Buch. Auf dem cover-Foto sieht man ihn, in seinem Rollstuhl sitzend. Sein Buch versteht er – so schließt seine „Einleitung“ - als „eine Einladung, vielleicht für ein paar Stunden von einem Außenstehenden zu einem Innensitzenden zu werden.“ (S. 10) Dazu verhilft er hervorragend mit vielen manchmal witzigen, manchmal sehr sachlichen Anekdoten. Dazu treten nachdenkliche kurze Texte wie „Was noch geht“ (S. 128f) oder „Was ich vermisse“ (S. 170f). Koch nimmt seine Leserinnen und Leser mit hinein in in sein (Gefühls-)Leben, in seinen Beruf als Schauspieler und in seine vielerlei Aktivitäten in der Öffentlichkeit. Dadurch bekommt man viele interessante, aber auch banale Einblicke.
Und: nicht zu vergessen sehr, sehr viel Nachdenkliches und Ernsthaftes, zum Beispiel Kochs Überlegungen zur Sterbehilfe (S.172-185) und „Freiheit und Abhängigkeit“ (S.186-192). Das Buch schließt am Ende sehr ähnlich wie ein Interview im Stern (24.9.2015, S. 127). Dort erzählt Koch, dass seine Eltern ihm im Krankenhaus aus Psalm 41 vorlasen, und dann: „Ja, ich bin erquickt und aus dem Siechbette hinaus. Auch aus der Phase: ´Ich will sofort in den Himmel.´ Bis ich im Himmel bin, mache ich hier noch ein wenig Himmel, so gut es eben geht.“ (gm)
Samuel Koch / Titus Müller
Rolle vorwärts.
Das Leben geht weiter, als man denkt
2015
gebunden, 221 S.
17,99 €
adeo Gerth Medien