Mayer, B.: Anleitung zum Traurigsein
Solange sich die Erde dreht und die Welt von Menschen bewohnt wird, leben wir – und sterben irgendwann, jung oder alt, bei bester Gesundheit oder (tod-)krank, überraschend oder erwartet. Es wird also auch in 2024 gestorben und getrauert werden. „Trauer gehört zu jedem Leben. Wir trauern um eine erloschene Liebe, die vergangene Jugend, verpasste Chancen oder einen verlorenen Job.“ So steht es nüchtern auf der Rückseite des Buchumschlags dieses neuen Trauerbuches.
Verfasst wurde es von einem 1974 in Bayern geborenen, jetzt in Berlin lebenden Autor, der als Journalist, Übersetzer und Podcast-Produzent tätig ist. Geschrieben hat er sein Buch nicht am Schreibtisch, sondern nachdem seine vierjährige Tochter Olivia an einem unheilbaren, aggressiven Gehirntumor starb. Er verarbeitet darin seine ureigene Trauer sehr ehrlich; nicht nur auf der ersten und letzten Textseite redet Mayer sehr authentisch und überzeugend, manchmal emphatisch im Ich-Stil. Gleichwohl hat er auch Trauerliteratur im Blick (davon zeugen zwei Seiten Literaturhinweise und 49 Anmerkungen).
Mayer schreibt kein christliches Trauerbuch. Inspiriert wurde er vom Buddhismus. So trägt das siebte Kapitel (S. 103-124) die Überschrift „Verdammte Anhaftung: Über Buddhismus und Meditation“. Der erste Satz lautet: „Ich bin sicher nicht der erste Mensch, der über Trauer zum Buddhismus gefunden hat.“
So sehr Mayer von sich selber und seiner Trauer erzählt, ebenso sehr will er – siehe den Untertitel – anderen Trauernden helfen. Neben die auf ihn und seine konkrete Trauer bezogenen Aspekte treten also altruistische Motive. Beides betont er auf der letzten Textseite 214 noch einmal: „Diese Introspektion soll nicht allein dazu dienen, dass es mir als Individuum besser geht. Ich will aus der Trauer lernen, aber mit meinem Wissen um ihre Dimension auch anderen helfen.“ (gm)
Berni Mayer
Anleitung zum Traurigsein
gebunden
223 S.
22,-- €
Dumont Köln 2023