Ohly, L.: Ethik als Grundlagenforschung
Ethische Fragestellungen begleiten uns als Einzelwesen und jede Gesellschaft unser ganzes Leben lang; allein in 2020 war es das abschließende Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Sterbehilfe und in der Corona-Pandemie z.B. das medizinische Problem der triage. Beides sind Beispiele der konkreten oder Angewandten Ethik. Dem hier anzuzeigenden Buch geht es jedoch - wie im Titel angezeigt – um Grund legende Fragen. Sein Verfasser ist Pfarrer und Professor (abgekürzt O.).
Im ersten Kapitel benennt O. die Probleme einer „Ethik als Grundlagenforschung“. Sie müsse „ergebnisoffen und somit unvollständig“, plural und ohne Gott (S. 25f; vergleiche S. 29) konzipiert sein. Nach Kap. 2 („Das Ziel der Ethik“) bedenkt O. in den folgenden Kapiteln das Gute und das Richtige als ethische Kategorien, die Funktion von Bibel und Theologie, Relativismus und Pluralismus, Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde, sowie die Frage, ob es eine Rangliste ethischer Prioritäten gibt. Der Epilog ist überschrieben mit „Begrenzte Ethik und theologische Selbstbegrenzung“. Hier unterstreicht O. noch einmal das lose Verhältnis, in dem Ethik als Grundlagenforschung und Angewandter Ethik stehen und bringt erneut und abschließend die biblisch-theologische Kategorie der Versöhnung ins Spiel.
Insgesamt argumentiert O. letztlich biblisch-theologisch, jedoch vorsichtig und abwägend, im und für unseren säkularen und pluralen Kontext. Ihn zu lesen, ist eine Freude. Aber keine einfache. 894 Anmerkungen verweisen auf viel Literatur (S. 309-318). (gm)
Lukas Ohly
Ethik als Grundlagenforschung
Eine theologische Ethik
2020
gebunden
320 S.
89,95 €
de Gruyter Berlin