Pfeiffer, U.: Mein Gott, Kirche!
Dieses neue Kirchen-Buch hat zwei Eröffnungsabschnitte (S. 7-9: „Zum Warmwerden“ und S. 11-26: „Pfarrerin-Sein, was heisst [sic!] das eigentlich für mich?“). Diesen doppelten Anfang möchte ich aufgreifen und zuerst einen Gesamteindruck vermitteln, sowie wichtige Informationen zur Autorin geben.
In Papst Franziskus hat die katholische Kirche ein sehr menschenfreundliches, gewinnendes Kirchenoberhaupt. Pfeiffer ist Protestantin und eine Frau, also ganz anders. Und doch - trotz aller Unähnlichkeiten ähnliche Phänomene. Denn - salopp gesagt: Mit ihrer Berliner Schnauze gewinnt sie leicht Kontakt zu den Menschen. Diese Leichtigkeit im Reden prägt auch den Schreibstil der Verfasserin dieses erfrischenden (weil so prall mit Leben gefülltem) Buches. Die Autorin hat einen ungewöhnlichen Weg hinter sich. Landeskirchlich konfirmiert, wurde sie erst Rechtspflegerin, dann freikirchliche Pastorin. Sie entschied sich aber noch für ein Theologiestudium, und machte mit 44 Jahren das Examen an der Humboldt-Universität/Berlin. Seit 2006 ist sie Pfarrerin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
In acht Kapiteln äußert Pfeiffer sich in ihrem ersten Buch zur kirchlichen Arbeit vor Ort. Dies geschieht grob unterteilt zweifach: erstens in allgemeinen Kapiteln (zum Beispiel S.43-64: „Über das Bestreben der Kirche, inklusiv zu sein“ und S. 181-199 [= letztes Kapitel], ihr ganzes Unterfangen mit Bonhoeffer theologisch begründend: „´Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.´“), zweitens im Blick auf die sogenannten Kasualien. Mit dem Taufen fängt es S. 27-42 an; der Fokus liegt dabei auf dem Patenamt. Im Kapitel zu Ehe und Ehescheidung stellt Pfeiffer sich S. 120 als „große Verfechterin des Scheidungsrituals“ vor. Im Abschnitt zu den „neuen ´Alten´“ (S. 161-180) geht es vergleichsweise sehr kurz auch um Sterben und Tod. Dieser nicht unwesentliche Bereich gerät leider etwas kurz. Umso erfreulicher ist der Abschnitt zuvor (S. 141-160: „Also Frau Pfarrerin, was kommen Sie mir denn mit der letzten Ölung?). Darin geht es um dieses alte Ritual und - vor allem - um neue Rituale.
So gibt dieses Buch Pfeiffers Einblicke in ihr Verständnis von Kirche und besonders der kirchlichen Arbeit vor Ort. Als solches ist es primär für InteressentInnen und Verantwortliche konkreter Kirchengemeinden wichtig und anregend, sekundär für TheologiestudentInnen und VikarInnen. PfarrstelleninhaberInnen mögen sich und ihre Arbeit anhand dieses Buches überdenken. Dankbar ist man für die S. 203f genannten „Literaturempfehlungen“. (gm)
Ute Pfeiffer
Mein Gott, Kirche!
Warum sie wieder für uns da sein muss
2017
Taschenbuch 204 S.
18,-- €
Ullstein-Buchverlage Berlin