Rogge: Wie uns Arbeitslosigkeit unter die Haut...
Arbeitslos zu sein ist für viele Menschen eine schwere psychische Last. Andere hingegen leiden kaum darunter oder sehen ihre Arbeitslosigkeit sogar als Gewinn. Basierend auf knapp 60 Interviews mit Kurz- und Langzeitarbeitslosen zeigt Benedikt Rogge in seiner Studie, wie Arbeitslosigkeit »unter die Haut« geht und sie sich auf Selbstbild und Psyche auswirkt. Anders als die bisherige Forschung, die Arbeitslose meist einseitig als »Ausgegrenzte«, »Opfer« oder »Kranke« porträtiert, zeigt er die Vielfalt von individuellen Handlungs- und Deutungspraktiken und sozialen Kontexten auf.
Nach seiner »Theorie biographischer Identitätsmodi« können Menschen Arbeitslosigkeit auf verschiedene Weisen erfahren: im Modus einer wiederkehrenden Umstellung, einer ersehnten Befreiung, eines ungewissen Kampfes, eines dauerhaften Verfalls oder einer positiven Transformation. Die psychische Belastung variiert mit dem Modus. In welchem Modus jemand seine Arbeitslosigkeit durchlebt, hängt u.a. von den Bezugspersonen, der Lebensform, dem ökonomischen und kulturellen Kapital ab. Zu einem Wechsel des Identitätsmodus kommt es, wenn sich die Statusperspektive einer Person verschiebt, etwa beim Übergang in »Hartz-IV« oder bei der Rückkehr in die Erwerbsarbeit.
Mit der Theorie biografischer Identitätsmodi legt der Autor die komplexen Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und Identitätsprozess sowie psychischer Gesundheit offen. Die soziologisch-psychologische Längsschnittstudie bringt so neues Licht in die sozialen Kontexte und zeitlichen Dynamiken von Identität und Gesundheit.
Benedikt Rogge
Wie uns Arbeitslosigkeit unter die Haut geht
Identitätsprozess und psychische Gesundheit bei Statuswechseln
1. Auflage
2013, 400 Seiten
ISBN 978-3-86764-455-6
49,00 € (D) 50,40 € (AT)
UVK Verlagsgesellschaft mbH