Schäfer, P.: Kurze Geschichte des Antisemitismus
Es ist grade ´mal ein Jahr (9.10.2019) her, dass in Halle an der Saale am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur versucht wurde, möglichst viele Besucher*innen der Synagoge zu töten. Dies ist das letzte markante Vorkommnis (Stand September 2020) von Antisemitismus. Seitdem ist das Phänomen des Antisemitismus wieder mehr im Fokus des Interesses.
Weil für den Autor des hier anzuzeigenden Buches das Judentum ein Lebensthema ist, gehört leider auch der Antisemitismus dazu; 2010 veröffentlichte er (mit C.-J. Thornton) „ Judenhaß und Judenfurcht. Die Entstehung des Antisemitismus in der Antike“. Jetzt zeichnet er in acht Kapiteln, angefangen von der griechisch-römischen Antike bis hin zur Gegenwart, ein scharfes Bild des Antisemitismus.
Im „Ausblick“ sieht Schäfer es als „Aufgabe aller relevanten Kräfte, Ursachen des Antisemitismus zu benennen und dagegen anzugehen.“ (S. 297, umgestellt) Er nennt dabei staatliche Stellen, leider nicht aber die Kirchen. Diese haben allerdings einen nicht unerheblichen Anteil am Antisemitismus, der seine Wurzeln auch im NT hat (vergleiche dazu das zweite Kapitel zu Paulus, dem Matthäus- und Johannesevangelium), vor allem aber dann bei Luther kulminiert. Was Schäfer zu Luther auf den Seiten 170-183 zusammengetragen hat, übertrifft alles Kritische, was im Zusammenhang des Reformationsjubiläums 2017 gesagt und geschrieben wurde. Nicht zuletzt dafür ist ihm sehr zu danken. (gm)
Peter Schäfer
Kurze Geschichte des Antisemitismus
2020
gebunden 335 S.
26,95 €
C.H. Beck München