Geißler, H.: Was müsste Luther heute sagen?
2003 veröffentlichte der 1930 geborene Autor (vergleiche https://de.wikipedia.org/wiki/Heiner_Gei%C3%9Fler) das Buch „Was würde Jesus heute sagen?“ Nun sind Ton und Duktus noch entschiedener: „Was müsste Luther heute sagen?“ Offensichtlich wird dies im „Epilog“ (S. 259-267), in dem Geißler mit und gegen Luther (S. 259: „Er war ein ganz Großer – im Guten, aber auch im Schlechten.“) seine eigene Sicht der Dinge zu Theologie, Kirche(n) und (Welt-)Wirtschaft, noch einmal thesen- und holzschnittartig zusammenfasst. Mit Papst Franziskus plädiert Geißler für Liebe und Barmherzigkeit. So entstand ein Buch für an Luther und an Heiner Geißler interessierte LeserInnen. Geißlers Buch ist – in einem Satz gesagt - eine interessante Begleitlektüre zum großen Luther-Reformationsjahr 2017. Nach dieser Gesamteinschätzung die folgenden drei Beobachtungen und Feststellungen:
Im einführenden ersten Kapitel („Von der Großmutter über Luther zu den Jesuiten“) erzählt Geißler zum Beispiel von seiner (katholischen) Kindheit und Jugend und den ersten Begegnungen mit Luther. Dies wird im Gefolge vertieft und spezifiziert.
Geißlers Lutherkenntnis stützt sich primär auf zwei Quellen, einmal Martin Brechts dreibändigem Grundlagenwerk, sodann auf Heinz Schillings Lutherbuch von 2014. Lobenswerterweise zitiert Geißler recht häufig die Weimarana.
Den Abschnitt „Luther und die Juden“ (S. 198-203) beendet Geißler mit dem harten, aber wahren Satz: „Die letzte Judenschrift ist ein trauriges Kapitel im Leben Luthers, und man wünschte sich, er wäre ein paar Jahre früher gestorben.“ Inhaltlich ist Geißler hier und anderswo zu wenig differenziert, was sich auch darin zeigt, dass er weder Kaufmanns „Luthers Juden“ noch Berings „War Luther Antisemit?“konsultiert. (gm)
Heiner Geißler
Was müsste Luther heute sagen?
gebunden
286 S.
20,-- €
Ullstein-Buchverlage