Herr Luca: 80 Tage auf der Welt
1873 erschien Jules Vernes Roman „In 80 Tagen um die Welt“ auf französisch und deutsch. Vernes Roman wurde Weltliteratur. Dieses neue, hier anzuzeigende Buch trägt auch fiktionale Züge. Der anonyme Autor (man erfährt nur, dass er mit seiner Familie im Ruhrgebiet lebt und Journalist ist) erzählt aus der Sicht seines zweiten Kindes namens Luca von dessen Schicksal im Diesseits und in der jenseitigen Welt. Und dieses Schicksal ist vor allem davon geprägt, dass Lucas „Leben“ nur 80 Tage währt. Die Zahl 80 hat hier also einen dramatisch-traurigen Charakter. Bis auf wenige Stunden im Krankenwagen oder bei Operationen existiert Luca ausschließlich auf Intensivstationen.
So traurig die Tatsache dieses kurzen „Lebens“ ist (wie anders als in Anführungszeichen kann man deshalb Leben hier schreiben?), der Autor schreibt durchaus nicht im Sinne der Klage todtraurig, anklagend und / oder bittend, sondern eher wie ein Reporter: sachlich-reflektiert. Er streut humorvolle, witzige Sätze ein. Und sein Bericht enthält allgemeine Lebensweisheiten wie zum Beispiel auf S. 23: „Manchmal geschehen Dramen ganz leise.“ Oder: „Wir leben alle im Ungefähren.“ (S. 38, umgestellt). Und am Ende werden auf einer „Hotline zum Glück“ wenige, handfeste Anleitungen zum Glück gegeben (S. 138-141).
Man braucht kein Prophet zu sein, um zumindest so viel zu sagen: „80 Tage auf der Welt“ wird nicht zur Weltliteratur werden. Aber es berührt jeden Leser / jede Leserin existentiell mehr als Jules Verne. Dank an den erst 1982 gegründeten Verlag und seinen Autor! (gm)
Herr Luca
80 Tage auf der Welt
Ich bin tot. Na und?!
Roman
144 Seiten · gebunden · mit Lesebändchen · 9,90 €
ISBN 978-3-942094-78-8
Titelzeichnung von Ilse Sträter
Verlag Henselowsky Boschmann