Rosa, H.: Resonanz
Kein Mensch – bewusste Auszeiten oder Wüstensituation ausgenommen - lebt für sich allein; wir alle leben in Beziehung zu uns selber, zu anderen (den Nächsten und den Fernen) und zu unserer Um- und Mitwelt. Der in Jena forschende und lehrende Soziologe Rosa (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Hartmut_Rosa) gebraucht für diesen Grundtatbestand menschlicher Existenz das in der Physik beheimatete Wort Resonanz; zwei Spalten umfasst es im Begriffsregister! Im Vorwort definiert Rosa ´Resonanz´ als „ein vibrierender Draht zwischen uns und der Welt.“ (S. 24) Der Gegenbegriff wäre ´Entfremdung´ (vergleiche S. 199). Der Schlusssatz im letzten, dem 15.Kapitel lautet: „Eine bessere Welt ist möglich, und sie lässt sich daran erkennen, dass ihr zentraler Maßstab nicht mehr das Beherrschen und Verfügen ist, sondern das Hören und das Antworten.“ (S. 762)
Es geht Rosa also um das Menschsein, um den Menschen in seiner (Um-)Welt, um das Verhältnis zu sich selbst und zu seinen Mitmenschen. Dieses Großthema hätte, dies eine erste, äußere Hauptkritik, kürzer gefasst werden können. Denn 750 Textseiten dick ist Rosas schwergewichtiges Buch. An Stelle vieler weiterer Einzelheiten möchte ich gleich zusammenfassend meine inhaltliche Hauptkritik äußern. Die Welt Rosas besteht meiner Einschätzung nach primär aus dem Ich, dem Verhältnis dieses Ichs zu sich selber, seinem Körper, seinem Geist und seiner Seele, sowie seinen Mitmenschen, so, als ob die Welt kein Oben (Gott / Transzendenz) und kein Unten (Böses / Teufel) hätte.
Unbedingt positiv zu würdigen ist Rosas beispielreiche Art und Weise des Schreibens. Dies verleiht den vielen soziologischen und anderen Fachbegriffen Fleisch und Bein und macht das Ganze leichter lesbar. Man kann anhand von Rosas Analysen sehr viel lernen, und man stimmt seinen Beispielen fast ausnahmslos zu. (gm)
Hartmut Rosa
Resonanz - Eine Soziologie der Weltbeziehung
D: 34,95 €
A: 36,00 €
CH: 46,90 sFr
Gebunden, 816 Seiten
ISBN: 978-3-518-58626-6
Suhrkamp