Schubert, A.: Gott essen
Beim Lesen dieses Buchtitels fiel mir eine Aufführung des Hamburger Balletts der „Matthäuspassion“ unter der Regie John Neumeiers ein. Unvergesslich ist mir die Szene, als die zwölf Jünger Jesus hochheben (Elevation!) und an seinen Armen und Beinen knabberten. Doch künstlerisch-dramatische Aspekte des Abendmahles stehen nicht im Fokus des Erlanger Kirchengeschichtlers.
Ihm geht es in seinem als „Experiment“ bezeichneten Buch um die ungewohnte Verbindung von „Christentumsgeschichte und Kulinarik“ (S. 15). Sprich: Schubert legt keine dogmatische oder dogmengeschichtliche Untersuchung im engeren Sinne zum Abendmahl vor, sondern er verfolgt die Elemente Brot und Wein in ihren vielfältigen Gestalten (Käse, Fisch, Kokusnuss und Gemüse? Milch, Saft, Cola und Honig?) in der langen Geschichte, vom letzten Pessach Jesu mit seinen Jüngern (S. 28-30) bis hin zum „Prepackaged Communion Set“ und der „unter Schwierigkeiten organisierten Dose Fanta im Kongo“. (S. 212) Ebenda heißt es völlig korrekt und nachvollziehbar: “Die Elemente machen nicht die Würde oder die Richtigkeit des Abendmahls aus.“ Die Spendeworte sind – mit geringen Unterschieden – sowieso immer dieselben: „Nehmet und esset! Das ist mein Leib … Nehmet und trinket! Das ist mein Blut."
Folgende drei formalen und inhaltlichen Bemerkungen seien gemacht:
- Im sehr ausführlichen Anmerkungsteil (insgesamt sind es 690 Anmerkungen!) ist auf S. 236 bei Anm. 168 ein kleiner Druckfehler.
- Teilweise sehr interessant sind die annähernd 30 Abbildungen
- Im Blick auf die biblischen Texte, die besonders am Anfang (S. 21-30: Der Mahlkult des frühen Christentums) im Mittelpunkt stehen, wären intensiver exegetische Erkenntnisse zu Rate zu ziehen beziehungsweise zu diskutieren.Trotz alledem ist man Schubert dankbar für sein innovatives, glänzend geschriebenes und verständliche Abendmahlsbuch. Experiment gelungen! (gm)
Anselm Schubert
Gott essen
Eine kulinarische Geschichte des Abendmahls
2018
gebunden
271 S.
24,95 €
C.H. Beck München