Allerseelen, 2.11.
Allerseelen fällt jedes Jahr auf den 2. November. Dieses Datum geht auf Abt Odilo von Cluny (962 bis 1018) in Frankreich zurück. Dieser diktierte anno 998, dass nach dem Allerheiligentag ein Gedächtnistag folgen sollte, für alle verstorbenen Gläubigen. Unter dem Einfluss der Mönche von Cluny verbreitete sich der Allerseelentag im 11. Jahrhundert. In Rom wurde er erstmals im 14. Jahrhundert gefeiert.
Arme Seelen - Fegefeuer:
Für Christen besteht eine Verbindung mit den Verstorbenen über den Tod hinaus. Daher wird in kath. Gemeinden auch für die Toten gebetet, primär die "armen Seelen im Fegefeuer". ....da sind wir sozusagen die "Fürsprecher". Ursprünglich wurden Grablichter angezündet, um so die Dämonen der Finsternis zu vertreiben. Später wurde das "Seelenlicht" dann in Zusammenhang mit dem Armseelenkult entzündet.
Der Armseelenkult wurde durch die vom Trienter Konzil bestätigte Auffassung gefördert, die Seelen Verstorbener, die vor Gottes Gericht bestanden hätten, seien vor ihrer Aufnahme in den Himmel an "einem Ort der Reinigung" (Purgatorium, Fegfeuer). Denn wenn sie bestanden hätten, wären sie ja im Himmel - siehe Heilige. Es geht gerade somit um jene, welche grundsätzlich zwar gerettet sind, aber dennoch "nachreifen" müssen. - Die Lebenden könnten den Toten durch Armseelenspenden helfen. Nämlich durch Gebete, Opfer sowie das Fasten. Die Gebete und Fürbitten, die Eucharistiefeier für die Verstorbenen sollen helfen, dass die Toten die Vollendung in Gott finden.
Anno 998 feierten die Benediktinerklöster ein "Seelenfest", das in ganz Franken volkstümlich wurde. Auf dem Land gab es sogar eine "Seelenwoche", die oft mit einer Art Verwandtschaftstreffen verbunden war.
Brauchtum einst:
Der einzige Lichtblick für die Kinder ist an diesen gebetsreichen Tagen die große Seelenbreze gewesen, die sie vom "Däfdotle" bekommen. Bis in die Zeit um den 1. Weltkrieg bekamen die Kinder von ihrem "Firmdotle" einen geflochtenen Kranz (ähnlich wie Breze) aus Hefeteig geschenkt.
Seelenbreze oder Kranz:
Rezept dafür siehe hier oben, unter "Kochrezept". Diese Gebildbrote gehen zurück auf alte Totenopfer in Form von Grabbeigaben, die mit ihrer Wurzel bis in die Urzeit zurück reichen. Nach einstigem, altem Volksglauben, der auch in evang. Gebieten üblich war, stiegen "die Armen Seelen" an diesem Tag aus dem Fegfeuer zur Erde auf um sich für kurze Zeit von ihren Qualen auszuruhen.
An manchen Orten finden feierliche Prozessionen der Gläubigen auf den Friedhof statt, wobei auch die Priestergräber besucht werden. Der Kirchenchor intoniert auf dem Friedhof das "Dies irae, dies illae".
Brauchtum & Aberglaube in früheren Jahrhunderten:
Am Grab: Wenn sich jemand nächtens auf einen Grabhügel stellte, der sollte all jene, welche nächstes Jahr starben, über die Gräber wandeln sehen. Die Toten selbst nennen ihm diejenigen, die im nächsten Jahr sterben. - Gräber wurden mit Weihwasser besprengt um damit die Qualen der Seelen in der Hölle zu lindern, weniger, um diese zu segnen. - Auf das Grab stellte man Speisen, Brot und Wein sowie Bohnen und entzündete Kerzen. Nicht so auf Gräbern von Selbstmördern, weil es hieß, deren Kinder würden dadurch auch zu Selbstmördern. - Die entzündete Kerze auf dem Grab wird verschieden gedeutet: Jenes soll die Seelen wärmen oder es soll den Seelen ihren Ruheplatz zum Körper weisen. Wieder eine andere Deutung meint, das Licht ist eine Schranke zwischen den Lebenden und den Toten oder es hält böse Geister fern.
Zu Hause:
Auch daheim pflegte man einst die Toten: Speis und Trank wie Milch, Wasser und Brosamen blieben auf dem Tisch für die Verstorbenen stehen. Brennende Lichter wurden im Raum platziert, vor denen die Lebenden für die Seelenruhe beteten. Das entzündete Licht sollte den Seelen zum "ewigen Licht" verhelfen. - Damit die Seelen ihre Brandwunden kühlen konnten brannte ein Licht nächtens, das oft an Stelle von Öl, Fett oder Butter nutzte . - Das Herdfeuer blieb Tag und Nacht lodernd, denn jene Seelen, die die "kalte Pein" erlitten, sollten sich daran erwärmen. Mehl wurde ins Feuer geschüttet, zur Kühlung der Leidenden. Am Herd durfte nur ja kein leerer Topf stehen, damit sich nicht eine arme Seele hinein hockte. - Kein Messer durfte verkehrt am Tisch liegen, denn so heißt es, sonst mussten sich die armen Seelen daruf setzen. Keine Ofengabel durfte verkehrt herum stehen, denn das könnte die arme Seele schmerzen. - Im Tal der Mosel aß man einst am Abend von Allerseelen Hirsebrei, weil es hieß, dass so viele Körner man verspeist, so viele Seelen man aus dem Fegfeuer befreit. - Wenn sich jemand in der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen ins Freie begab, war er in Lebensgefahr, denn Magie und Spuk drohten ihm sodann, denn alle Geister und Dämonen hatten freies Walten. - Wer am Tage einen Lumpen auf einen Baum warf, schützte so sein Vieh vor dem "vermeynen". Durch "Totenbahrenziehen" konnte man angeblich alles bekommen, was man sich ersehnte. An jenem Tag war mancher Orts die Gämsenjagd verboten, sowie auch das Säen von Korn.
Quelle: kirchenweb.at
Freundliche Unterstützung: Alfred Mignon