Muslime: Spitze in Evangelischer Religion
Acht muslimische Schüler bestehen Reli-Abitur mit einer Eins. Jetzt wurden sie mit dem Abiturpreis der westfälischen Kirche ausgezeichnet
Acht muslimische Schülerinnen und Schüler sind mit dem Abiturpreis im Fach Evangelische Religion ausgezeichnet worden. Das Pädagogische Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) vergibt diesen Preis für hervorragende Leistungen. In diesem Jahr erhielten ihn 170 Schülerinnen und Schüler, darunter acht islamischen Glaubens, an westfälischen Gymnasien und Gesamtschulen. Voraussetzung für den Preis ist die Note 1 oder 1+.
Professor Dr. Hans-Martin Lübking, Leiter des Pädagogischen Instituts: „Der Evangelische Religionsunterricht ist offen für alle Schüler. Wir beobachten, dass zunehmend auch Muslime und sogar Konfessionslose daran teilnehmen. Das ist eine positive Entwicklung. Sie zeigt, dass der Evangelische Religionsunterricht offensichtlich als anspruchsvoll erlebt wird und damit gerade für suchende und fragende Schüler attraktiv ist.“ Sie schätzten die Offenheit des Protestantismus.
Langjährige Erfahrungen auf diesem Gebiet hat die Abteilungsleiterin der Oberstufe Christiane Fischer von der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bergkamen. Hier haben muslimische Schüler schon zum fünften Mal evangelische Religion als Abiturfach gewählt. „Sicherlich fehlen den meisten zunächst Basiskenntnisse. Aber diejenigen, die stark an Religion interessiert sind, holen das gut auf“, berichtet die Pädagogin.
So wie Halid-Furkan Cevik aus Bergkamen: „Vieles war mir neu und vieles war mir vertraut. Die Kerngedanken unserer Religionen, die Beziehung zwischen Gott und Mensch und umgekehrt sind sich sehr ähnlich.“ Ein Aha-Effekt war für den Abiturienten das Thema Tod und Auferstehung von Jesus Christus: „Jetzt habe ich verstanden, warum Jesus für die Christen so eine zentrale Bedeutung hat. Es ist wirklich beeindruckend im Christentum, wie sehr der Glaube das Leben zwischen den Menschen bestimmt. Im Islam kommt der andere Mensch erst an fünfter Stelle. Im Christentum steht die Nächstenliebe gleich neben der Liebe zu Gott. Diese Radikalität der Liebe ist imponierend.“
Halid-Furkan Cevik ist streng gläubig, aber gleichzeitig sehr liberal zu anderen Religionen. Seine Überzeugung: „Wenn das gelingen kann, dass die Menschen die andere Religion akzeptieren und ihre eigene lieben, dann hätten wir deutlich weniger Konflikte in der Welt.“
Quelle: Evangelische Kirche von Westfalen (Juli 2012)