Nachruf auf Papst Franziskus
Mit Trauer und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Papst Franziskus, einem Mann, dessen Wirken weit über die Grenzen der katholischen Kirche hinausstrahlte und Menschen unterschiedlichster Konfessionen, Religionen und Lebensrealitäten tief berührt hat.
Papst Franziskus wird uns als ein Mensch in Erinnerung bleiben, der in einzigartiger Weise Barmherzigkeit lebte und predigte. Sein besonderes Augenmerk galt stets den Menschen am Rande der Gesellschaft. Seine unvergesslichen Gesten – sei es das Waschen der Füße von Gefangenen oder seine unzähligen Besuche bei Flüchtlingen – zeugen von einer tiefen, gelebten Menschlichkeit und einem Glauben, der praktisch und nahe am Menschen wirksam wurde.
Aus evangelischer Sicht würdigen wir besonders sein leidenschaftliches Engagement für die Ökumene. Franziskus suchte und förderte das Gespräch mit evangelischen und orthodoxen Geschwistern ebenso wie mit Vertretern anderer Religionen. Symbolhaft und historisch bedeutsam war seine Teilnahme an der gemeinsamen Feier zum Reformationsgedenken 2016 in Lund, Schweden, mit dem Lutherischen Weltbund. Ein weiterer Meilenstein war das Studiendokument „Der Bischof von Rom“ aus dem Jahr 2024, das wichtige Impulse zur ökumenischen Verständigung gab. Diese Initiativen verdeutlichen seine tiefe Sehnsucht nach Einheit und Frieden.
Die Bewahrung der Schöpfung lag Papst Franziskus besonders am Herzen. Mit seiner Enzyklika „Laudato si“ hat er einen Maßstab gesetzt und eindrucksvoll deutlich gemacht, dass christliche Verantwortung auch immer Verantwortung für unsere Umwelt bedeutet.
Franziskus war auch ein unbeirrbarer Anwalt der Armen. Er erinnerte die Welt beständig daran, dass Gerechtigkeit und Frieden nur möglich sind, wenn die Stimme der Armen gehört und respektiert wird. Sein prophetischer Einsatz für soziale Gerechtigkeit bleibt uns Auftrag und Verpflichtung.
Trotz seines beeindruckenden Wirkens bleiben wichtige Anliegen offen: die Rolle der Frau in der Kirche, der synodale Prozess und weitere Reformen, die Franziskus angestoßen, aber nicht vollenden konnte. Es bleibt unsere Hoffnung und unser Gebet, dass die Impulse, die er gesetzt hat, in Zukunft weitergeführt und vertieft werden.
In Dankbarkeit und im Vertrauen auf Gottes Gnade verabschieden wir uns von einem außergewöhnlichen Menschen, dessen Leben und Dienst bleibende Spuren hinterlassen haben. Möge sein Vermächtnis weiter wirken – in der Kirche und weit darüber hinaus.
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Papst Franziskus (bürgerlich Jorge Mario Bergoglio SJ; * 17. Dezember 1936 in Buenos Aires, Argentinien; † 21. April 2025 in der Vatikanstadt) war vom 13. März 2013 bis zu seinem Tod der 266. Bischof von Rom und damit Papst, Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und Souverän des Vatikanstaats.