Bresgott/Claussen/Rhein: Leben statt Leere – Überlegungen und Anregungen zum Umgang mit unseren Kirchen

Das Buch „Leben statt Leere“, herausgegeben vom Kulturbüro des EKD-Rates, richtet sich an alle, denen Kirchengebäude am Herzen liegen – sei es aus theologischer, kulturpolitischer oder gemeinschaftlicher Perspektive. Die Autor*innen mahnen in ihrer Einleitung an: Obwohl der Anteil der Menschen ohne kirchliche Bindung in Deutschland wächst, sind Kirchenräume weiterhin zentrale Orte des kulturellen Jahresrhythmus wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten, und prägen nach wie vor das Orts‑ und Stadtbild.

Mit insgesamt 28 Beiträgen in sechs Kapiteln versammelt das Buch verschiedenste Fachperspektiven – von Stadtplanung und Denkmalpflege. Über Gemeindearbeit bis hin zu theologisch fundierten Überlegungen. Dabei zeigt sich eindrücklich: Etwa ein Drittel der rund 44.400 Kirchengebäude stehen ausschließlich im liturgischen Gebrauch, ein weiteres Drittel in Kombination mit ergänzender Nutzung – doch auch ein Drittel könnte dauerhaft abgegeben oder aufgegeben werden (was kirchenintern als gravierende Herausforderung gilt).

Statt das Kirchensterben nur zu beklagen, verstehen die Herausgeber*innen Kirchenbauten als Gemeingüter und gesellschaftliche Verantwortung. Sie plädieren entschlossen für Erhalt – und rufen zur Nutzungspartnerschaft mit Kommunen, Kulturakteuren und lokalen Initiativen auf. An zahlreichen Best-Practice-Beispielen wird demonstriert, wie Umnutzungen gelingen können – sei es als Museum, Café, Begegnungsort, Kita, Kulturzentrum oder Co‑Working-Space.

Theologisch wird das Thema ebenso versiert und sensibel behandelt: Autor*innen wie Kerstin Menzel warnen vor einer einseitigen Rhetorik des Niedergangs und plädieren für eine Sprache, die den „Mehr‑Wert“ der Kirchen betont – als Orte der Identität, Transzendenz und gesellschaftlichen Begegnung. Andere Beiträge reflektieren über liturgische Praxis, ökumenische Zusammenarbeit oder die Verantwortung für Kunstschätze in profanierten Gebäuden.

Das Buch wird gefördert von der Wüstenrot Stiftung und versteht sich als Impulsgeber für den nächsten Evangelischen Kirchbautag, der in Berlin stattfinden wird – als Ort des fachlichen Austauschs, aber auch als Plattform für gesellschaftliches Engagement und kirchennahe.

In einer Zeit, in der Kirchen leer stehen, Gemeindestrukturen sich verändern und Architektur zur Last werden kann, liefert „Leben statt Leere“ nicht nur eine Bestandsaufnahme – sondern auch inspirierende Perspektiven. Es verstärkt die Stimme für den bewussten Umgang mit Kirchenimmobilien und knüpft theologische Reflexion an architektonische Verantwortung.

Dieses Buch ist frei von Verzichtsrhetorik und bewahrt zugleich das Bewusstsein für die historische, religiöse und kulturelle Bedeutung kirchlicher Räume. Es regt zum gemeinsamen Handeln an – über Konfessionen hinweg, zwischen Kommune und Kirche, zwischen Theologie und Stadtraumplanung.

Für Engagierte vor Ort, Gemeinden, Theolog*innen, Kunst- und Kulturverantwortliche ist das Werk ein unentbehrlicher Begleiter. Klar formuliert, motivierend gestimmt und reich bebildert, verdient es eine Leseempfehlung: **„Leben statt Leere“ ist ein Mutmacher – für Kirchen, die bleiben, und Räume, die weiter leben.“

Klaus‑Martin Bresgott, Johann Hinrich Claussen, Stefan Rhein
Leben statt Leere – Überlegungen und Anregungen zum Umgang mit unseren Kirchen

2025
Paperback
240 Seiten
ISBN-10:3-9823816-5-7
ISBN-13: 978-3-9823816-5-7
15 €

Verlag: Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Kulturbüro des Rates