ANGEDACHT: anSICHTen
Unsere eigene Perspektive beeinflusst oft unsere
Sichtweise auf Situationen und Menschen, - unsere
Ansichten. Aber wie oft versuchen wir, die Sichtweise
anderer zu verstehen?
Ein kleines Erlebnis zwischen einem Bettler und einem
freundlichen Mann bringt uns zum Nachdenken über unsere
eigene Sichtweise und wie wichtig es ist, andere Meinungen
zu verstehen: Ein Bettler, dem ein Mann täglich einen Euro
gibt, bekommt plötzlich nur noch fünfzig Cent. Der Bettler
fragt den Mann nach dem Grund und erfährt, dass dieser das
Geld nun für das Studium seines Sohnes benötigt. Der
Bettler murmelt: „Eigentlich unverschämt! Lässt der Mann
seinen Sohn auf meine Kosten studieren!"
Wie hätten Sie reagiert? Es zeigt sich, wie wichtig es
ist, sich in andere Standpunkte hineinzuversetzen und ihre
völlig andere Sicht zumindest zu verstehen. Denn Verstehen
kann zu Verständnis und neuen Erkenntnissen führen.
In der Bergpredigt warnt Jesus davor, andere Meinungen und
Personen zu verurteilen. Stattdessen fordert er uns auf,
unsere eigenen Fehler zu erkennen und zu korrigieren.
"Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet", heißt
es in Matthäus 7,1-5. „Denn mit welchem Gericht ihr
richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß
ihr messt, wird euch zugemessen werden. … Was siehst du
aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht
wahr den Balken in deinem Auge?“
Es ist einfach, den Splitter im Auge unseres Bruders zu
sehen und den Balken im eigenen Auge zu übersehen. Doch
Jesus fordert uns auf, zuerst den großen Balken aus
unserem Auge zu ziehen, bevor wir uns um den kleinen
Splitter im Auge unseres Bruders kümmern. Nur so können
wir unsere eigene Perspektive erweitern und ein tieferes
Verständnis für die Welt und die Menschen um uns herum
entwickeln. Betrachten wir das Leben aus verschiedenen
Blickwinkeln, so offenbart sich uns eine Vielfalt an
Ansichten und Bewertungen. Jeder Mensch hat seine eigene
Perspektive, geprägt von seiner Geschichte, seinen
Erfahrungen und Überzeugungen. Doch es ist nicht immer
einfach, andere Sichtweisen zu verstehen oder gar zu
akzeptieren.
Wie im Beispiel des Bettlers und des freundlichen Mannes,
die aufgrund unterschiedlicher Prioritäten in finanziellen
Nöten stecken. Der Bettler fühlt sich ungerecht behandelt,
während der Mann seine eigene Situation erklärt. Beide
haben eine berechtigte Perspektive, doch erst wenn sie
bereit sind, sich in die Lage des anderen zu versetzen,
kann Verständnis entstehen.
Dies ist gerade in einer immer komplexer werdenden Welt
von großer Bedeutung. Denn nur durch Verständnis und
Empathie können wir Konflikte lösen und gemeinsam eine
bessere Zukunft schaffen. Wir sollten uns deshalb bewusst
dafür entscheiden, uns mit anderen Meinungen und
Sichtweisen auseinanderzusetzen und uns von Vorurteilen
und Polarisierung zu distanzieren.
So können wir gemeinsam Brücken bauen und eine Welt
erschaffen, die von Liebe, Frieden und Mitgefühl geprägt
ist. Wir alle tragen dazu bei, dass diese Vision
Wirklichkeit werden kann. Probieren Sie es aus und lassen
Sie uns gemeinsam eine Welt des Verständnisses und der
Zusammenarbeit erschaffen.
Ihr Otto Ziegelmeier
|