Fraueninitiative "Maria 2.0"
Angefangen hat alles mit einem Lesekreis. Menschen aus der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster haben gemeinsam Abschnitt für Abschnitt das Evangelii gaudium (das erste Apostolische Schreiben von Papst Franziskus) gelesen und darüber gesprochen. Meist nur Frauen und meistens auch nicht sehr viele. An einem Abend war dann alles etwas anders. Sie haben darüber gesprochen, wie sehr sie die aktuelle Situation in der Kirche beschäftigt. Wie schwierig es manchmal ist, Menschen, die fern der Kirche stehen, zu erklären warum man überhaupt noch dabei ist, bei all dem Grauen, das da in den letzten Jahren immer und immer wieder und immer mehr zu Tage getreten ist und tritt und wie sehr uns der Umgang der meisten Amtsinhaber mit den Tätern, den Mittätern und den Opfern entsetzt. Dass seit Jahren die immer gleichen Fragen diskutiert werden und dass trotz der allseits beteuerten Reformbereitschaft die Abschaffung bestehender männerbündischer Machtstrukturen nicht in Sicht ist.
Für die Frauen ist ein stillschweigender Austritt keine Option. Kämpfen wollen sie für sich und ihre heranwachsenden Kinder und Enkelkinder! Kämpfen für einen Weg, der es ihnen und auch den nachfolgenden Generationen nicht nur erträglich macht, sondern sogar Freude, in dieser Kirche zu bleiben! Weil sie hier beheimatet sind, weil sie ihnen so sehr an ihr liegt. Damit es wieder um die Botschaft Jesu geht. Schnell war die Frauen sich einig: Wir müssen nicht nur klagen, sondern handeln und Maria2.0 war geboren. Maria 2.0 ist keine Gruppe einer bestimmten Gemeinde, sondern eine freie Initiative von Frauen. Und sie hoffen, dass sich sehr sehr viele Frauen in Deutschland, und gerne auch darüber hinaus, uns anschließen werden.
Mit einem Offenen Brief an Papst Franziskus sind sie gestartet. Dieser Brief kann als Online-Petition über die Plattform Campact/Weact von jeder und jedem unterzeichnet werden.
Bei diesem Offenen Brief sollte es aber nicht bleiben. Sie riefen im Marienmonat Mai, in der Woche vom 11. bis zum 18. Mai 2019, alle Frauen auf, in einen ‚Kirchenstreik‘ zu treten: "Wir betreten keine Kirche mehr und tun keinen Dienst. Vor den Kirchen werden wir Gottesdienst feiern und unsere Klagen und Forderungen nachdrücklich und kreativ zum Ausdruck bringen. Wir werden informieren und diskutieren und wir werden deutlich machen, dass jetzt die Zeit ist und die Stunde, um zu handeln." Mit einem Wortgottesdienst vor der Heilig-Kreuz-Kirche in Münster endete am 19. Mai 2019 die erste Protestaktionswoche von „Maria 2.0“.
Die evangelische Theologin Margot Käßmann erklärte ihre Sympathie für die katholische Aktion: „Ich kann nicht anders, als mich daran zu freuen. Respekt, Schwestern! Und: Das wurde auch Zeit."
„Wir sind Kirche“ bezeichnete den Protest als „Weckruf“. Die Organisation dankte den Initiatorinnen der Münsteraner Gemeinde Heilig Kreuz für ihre neue Aktionsform des Streiks „als vorletztes Mittel vor dem Kirchenaustritt, um endlich Bewegung in die Frauenfrage zu bringen“.
Die deutschen Bistümer reagierten sehr unterschiedlich auf die Proteste von „Maria 2.0“. Viele Bistümer zeigten sich zurückhaltend oder gar ablehnend. Einige wenige begrüßten den Kirchenstreik ausdrücklich. Maria 2.0“ macht weiter.